Uralte Wohnungsnot

Haus am See war schon in der Steinzeit begehrt

„Jährlich um die 300.000 Steinzeit-Fans“, staunte dpa gestern, besuchen das Pfahlbaumuseum in Uhldingen-Mühlhofen am Bodensee. Nun ist die Ausstellung vorsintflutlicher Musterhäuser mit unverbautem Seeblick um eine Attraktion reicher geworden. Ein hölzernes Besucherzentrum, natürlich „mit einer Multimediaschau“, wurde zusammengezimmert. Es gleicht einem „umgedrehten prähistorischen Einbaum-Boot“, schwärmte dpa, während Museumsdirektor Gunter Schöbel seine gepfählten Holzhütten als „Tiny Houses der Steinzeit“ bejubelte. Das alles erinnert verdächtig an die Euphemismen der Wohnungswirtschaft, die einen verschimmelten Anbau zur „Loggia“ hochjubelt und mit „verkehrsgünstiger Lage“ eine Parzelle mitten im Autobahnkreuz meint. Vermietet wurde aber schon in der Steinzeit jede Immobilie, die bei drei auf den Pfählen stand, offenbar hatte die Wohnungsnot fünf Minuten nach der Sesshaftigkeit des ersten Menschen eingesetzt. Trotzdem waren die Pfahlbauten eine begehrte Alternative zu den feuchten Höhlen („Souterrainwohnungen“), die man raffgierigen Säbelzahnvermietern abluchsen musste. Aber Seegrundstücke konnten sich auch damals nur solvente Mieter mit Festanstellung als Homo sapiens leisten.