Heller, die Dritte

Neues Konzept des Projekt-Büros 2010 soll Bremen bei der Perspektivsuche helfen – und nur 7 Millionen Euro kosten

Bremen taz ■ Der Senat wird sich in seiner informellen „Frühstücksrunde“ heute mit dem neuen Konzept des Kulturhauptstadt-Teams befassen. Es geht schlicht darum, ob sieben Millionen Euro in den kommenden zwei Jahren ausgegeben werden sollen, um den Intendanten der Kulturhauptstadt-Bewerbung, Martin Heller, mit einem neuen Beratervertrag an Bremen zu binden und damit zusätzliche Impulse für die Bremer Kulturlandschaft zu „bestellen“.

Nachdem das mit 30 Millionen Euro bezifferte „Stadtbiennale“-Projekt, das bis 2011 laufen sollte, vom Kultursenator mit Hinweis auf die Sparnotwendigkeiten im klassischen Kulturbetrieb gestoppt worden war, ist nun offenbar eine Begrenzung auf die kommenden beiden Jahre der Legislaturperiode und auf sieben Millionen Euro vorgegeben worden. „Stadtwerkstatt Bremen“ ist das Etikett für das neue Projekt: Neben den Personalkosten der an das Projektbüro „ausgeliehen“ Personen sollen Personalkosten von 500.000 Euro anfallen, Projektkosten von bis zu 300.000 Euro, damit verblieben 6,2 Millionen Euro zur Ausschüttung an die Projekte selbst.

Anders als bei der „europäischen Kulturhauptstadt“ kommen tourismusträchtige Stichworte in dem neuen Konzept nur am Rande vor. Im Kern richtet sich „Stadtwerkstatt“ nach innen: Die „existentiellen Fragen der Stadt sollen ins Zentrum einer kulturellen Suchbewegung“ gestellt werden. Im Brennpunkt des Interesses steht die Wirkungsmächtigkeit von Kultur für strukturelle und mentale Wandlungsprozesse in der Stadt. Unter dem Label „Stadtwerkstatt Bremen“ sollen bis 2007 „modellhaft Kulturprojekte realisiert werden, die sich den drängenden Fragen bremischer Neuorientierung und Perspektivsuche stellen.“

Sie sollen Bremens Mut demonstrieren, „mit einem kulturellen Modellversuch neue Strategien kommunaler Selbstverantwortung zu erproben“. Ergebnisse des „Öffentlichen Brütens“ sollen regelmäßig in gedruckter Form und auf einer neuer Web-Seite “Kulturportal“ kommuniziert werden. Ein „Themencluster“ soll sich um den Hafen drehen – am 5. Mai 1966 traf das ersten Vollcontainerschiff im Überseehafen ein. „Der Stadt Bremen kam in der Folge das Meer abhanden.“ Ein anderes Themencluster könnte der Dialog zwischen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft sein, anknüpfend an die Programme der „Stadt der Wissenschaft“ 2005. Da der Vertrag von Martin Heller für das Projekt Kulturhauptstadt demnächst ausläuft, verweist das Projektpapier sehr deutlich darauf, dass „Organisation, Vorbereitung und Durchführung der Stadtwerkstatt“ sehr kurzfristig in einem neuen Vertrag mit Heller (“Teilzeitmandat als künstlerischer Leiter“ ) geregelt werden soll.

kawe