kitagesetz
: Zurück zur Betreuung

Man kann es nur schizophren nennen. Da wird in dem Entwurf des neuen Kitagesetzes das Ziel formuliert, Kindertagesstätten sollen endlich Bildungs- und nicht nur Betreuungseinrichtungen sein. Da lässt SPD-Bildungssenator Klaus Böger keine Gelegenheit aus, um die Bedeutung der Kitas bei der Sprachförderung von Migrantenkids zu betonen. Da beschließt der SPD-Landesparteitag den Einstieg in die kostenfreie Kita, auch um eine Hemmschwelle für den Kitabesuch abzubauen. Und gleichzeitig bringt der SPD-Bildungssenator mit Unterstützung der rot-roten Fraktionen einen Gesetzentwurf ins Abgeordnetenhaus ein, der all diese Ansprüche grundlegend konterkariert.

Kommentar von SABINE AM ORDE

Denn mit dem Gesetzentwurf wird der Zugang zu den Kindertagesstätten erschwert. Viele Kinder werden künftig weniger Zeit in der Kita verbringen. Besonders problematisch wird das für Kinder aus so genannten bildungsfernen Elternhäusern, für die die Kita eine wichtige Vorbereitung auf die Schule ist. Mit einer Bildungseinrichtung, die allen Kindern Chancen eröffnen soll, hat das wenig zu tun.

Sollen die Kindertagesstätten zudem wirklich zu einer Einrichtung werden, die die Ansprüche des viel gelobten Berliner Bildungsprogramm umsetzen kann, muss die Politik dafür auch die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Die beiden wichtigsten sind: genügend und motiviertes Personal sowie stabile Gruppen, in denen sich die Kinder wohl fühlen und Lernen möglich ist. Von all dem ist der Entwurf für das neue Kitagesetz weit entfernt. Statt bildungspolitische Reformkonzepte scheinen haushaltspolitische Notwendigkeiten im Vordergrund zu stehen. Denn nach den Vorgaben des Gesetzentwurfs werden Kitas nicht besser, sondern nur billiger. Der Bildungsauftrag der Kita wird zur Farce. Kitas bleiben Betreuungseinrichtungen. Und die hehren Ziele der SPD reines Parteitagsgeschwätz.