5 dinge, die wir gelernt haben
:

1 Florida ungarisiert sich

Der Sommer ist da! Und damit die Jahreszeit der queeren Paraden. Im US-Staat Florida wurden dazu alljährlich Brücken in ­Regenbogenfarben angestrahlt. Doch mit der schwul-lesbisch-transformativen Farbenfreude ist jetzt Schluss. Gouverneur Ron ­DeSantis, republikanischer Rechtsaußen und CSU-Kumpel, ließ verkünden, dass Brücken zwischen 27. Mai und 2. September ausschließlich in den Nationalfarben leuchten dürfen. „Freedom Summer“ nennt DeSantis dieses Verbot. Was noch zu seinem Freiheitssommer gehört: Einen Monat lang entfallen die Steuern für Anglerausrüstung und Wanderhosen. Ob er Heterosexualität so wirklich attraktiver macht?

2Nazis tragen Kaschmirpulli

Auch in Deutschland läuten ­manche den Sommer rechts­radikal ein: mit „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ zur Musik von Gigi D’Agostino. So gegrölt auf Sylt vor dem Nobelclub Pony mit einem Aperol Spritz in der Hand und dem Edelpulli über den Schultern. Das zeigt ein Video, das am Donnerstag kursierte. Zu sehen ist auch ein junger Mann, der Hitlergruß und Hitlerbärtchen andeutet. Die taz konnte in dem Video ein Model aus Hamburg und zwei Münchener identifizieren. Der Club gab an, Anzeige erstattet zu haben, der Staatsschutz ermittelt. Könnte teuer werden, der Nazispaß, aber die Kids haben’s ja. 150 Euro kostet der Eintritt ins Pony. Ohne Getränke.

3Carlo hieß früher mal Karl

Mit viel Brimborium wurden diese Woche 75 Jahre Grundgesetz gefeiert. Festakte sind ja auch lustiger, als sich mit der Würde geflüchteter Menschen (Ausländer!) auseinanderzusetzen. Der vielleicht bedeutendste Vater des Grundgesetzes wurde als Karl Schmid in Frankreich geboren. Nach Kriegsende änderte der überzeugte Europäer und Sozi seinen Vornamen in Carlo, um nicht mit dem nazifreundlichen Staatsrechtler Carl Schmitt verwechselt zu werden. Carlo Schmid warnte schon 1948 vor Einschränkungen des Asylrechts im Grundgesetz: „Dann beginnt das Spiel: Man schickt den Mann zurück, oder man schickt ihn an die andere Grenze, und von dort geht es wieder weiter.“ Asyl sei eine Frage der Generosität. Von einer solchen sind heutige Spitzenpolitiker, die Flüchtende nach Ruanda verbringen oder „im großen Stil“ abschieben wollen, weit entfernt.

4 Wirtschaft kann Weltoffenheit

Der Siemens-Chef zumindest gibt sich generös. Im Vorfeld der Europawahl hat er vor Rassismus gewarnt. Mercedes-Boss Ola Källenius schloss sich an und sagte: „2024 würde bei uns kein einziges Auto vom Band laufen ohne Menschen mit Migrationshintergrund.“ Auch sweet: der Dortmunder Gerüstbauer Bönninger, der vor der Wahl antifaschistische Banner über seine Gerüste spannt. „Tu das Richtige!“, steht auf einem. Hoffentlich hilft’s.

5 Die Union chillt nicht

Die Union beschäftigt sich derweil mit wirklich drängenden Pro­ble­men. Im Bundestag gehörten „keine Haschkekse auf den Tisch“, sagte CDUler Patrick Schnieder diese Woche und forderte ein Verbot fürs Parlamentsgelände. Chillt mal, will man da fast sagen. Ist doch Freiheitssommer! (sah)