wortwechsel
: Wikipedia kennt „dey“ nicht

Im Onlinelexikon fehlt noch das nichtibinäre Pronomen. Bienen sind nicht gleich Honigbienen und nach dem Spiel ist vor dem Spiel …

Leverkusens Trainer Xabi Alonso nach der Niederlage gegen Bergamo Foto: Jan Woitas/dpa

Elektroautofabrik

„Tesla siegt, die Demokratie verliert“,

wochentaz vom 18. 5. 24

Ihr schreibt, dass der Gemeinderat in Grünheide nach zweistündiger öffentlicher Diskussion (und nach langer vorheriger Auseinandersetzung) mit 11:6:2 Stimmen für die Tesla-Erweiterung gestimmt hat, die im Übrigen geringer ausfällt, als es das Unternehmen gewünscht hatte. Ihr schreibt dazu im Titel „Demokratie verliert“. Wieso verliert die Demokratie? Ist der Gemeinderat nicht korrekt gewählt? Ist er bestochen? Hat er Regeln missachtet? Wurden Mitglieder bedroht? Ist er nicht zuständig? Kein Wort davon im Artikel, außer dass demokratisch nicht legitimierte Gruppen mit dem Ergebnis nicht einverstanden sind. Ihr setzt Euch angeblich für die Stärkung der Demokratie ein, vor allem in Ostdeutschland. Ist Euch eigentlich bewusst, dass Ihr mit solch einer Überschrift das Gegenteil bewirkt und einen demokratisch korrekten Prozess anprangert? Worin liegt in dieser Hinsicht der Unterschied zwischen Euch und Demokratiefeinden, die Gremien und Mandatsträger diffamieren, sobald ihnen ein Ergebnis nicht gefällt?

Horst Löffler, Köln

Weltbienentag

„Bio trifft Volkskunde“, „Ein Meilenstein für den Schutz der Bienen“

wochentaz vom 18. 5. 24

Als langjähriger taz-Leser war ich über die zwei Artikel zum Weltbienentag etwas irritiert. Wer hat denn da recherchiert? Es wird in beiden Artikeln nur über die Honigbiene berichtet, kein Wort über die Wildbienen, die eigentlich gefährdet sind. Die Honigbiene ist ein hochgezüchtetes Nutztier, welches in Massentierhaltung gehalten wird, kein Wildtier. Die ursprüngliche „wilde“ dunkle Honigbiene ist in Deutschland quasi ausgestorben. Die ca. 600 Wildbienenarten (um die es in den Artikeln m. E. eigentlich gehen müsste) sind zu mehr als 50% gefährdet, z. T. schon ausgestorben. Das Nutztier Honigbiene hingegen ist nicht gefährdet, da es von Imkern geschützt und vermehrt wird. Dass man Schü­le­r*in­nen durch die Imkerei für Naturschutz gewinnen kann, ist eine seit vielen Jahren durch die Imker-Lobby verbreitete Erzählung, die nur einen sehr geringen Wahrheitsgehalt hat. Imkerei ist kein Naturschutz, gezüchtete Honigbienen gefährden durch ihre Konkurrenz zu Wildbienen die Biodiversität. Von daher sollten Schü­le­r*in­nen eher für Wildbienen begeistert werden, wie es in vielen Projekten ja auch schon gemacht wird (z.B. innature.school). Zudem ist die Honigbiene gerade kein gutes Beispiel für Bienen generell, weil außer ihr fast alle Wildbienen solitär leben, also keine Staaten bilden, auch keinen Honig produzieren. Also: Biene ist nicht gleich Biene, das sollte die taz auch vermitteln.

Stefan Köttgen, NABU Hamburg

Nichtbinär

„Mehr als eine Frage des Geschmacks“,

wochentaz vom 18. 5. 24

Der Artikel bringt Unwissenden kaum Aufklärung. Außerhalb einer Blase, deren Größe ich nicht zu ermessen vermag, haben tatsächlich viele Leute noch nie vom Pronomen „dey“ gehört. Hier wäre die richtige Stelle gewesen, dem taz-Publikum zu erläutern, wer dieses Pronomen wozu und für wen generiert hat. Wikipedia beispielsweise kennt es nicht. Wenn Nemo alle Pronomina benutzt – oder keins, ist das eine Sache. Hier geht es aber darum, welche Pronomina andere Menschen für die Nemos dieser Welt benutzen (sollen). In vielen Sprachen ist das unproblematisch, da wird der Eigenname einfach wiederholt (vgl. Indonesisch). Das funktioniert im Deutschen nur, wenn der Mensch, auf den referiert wird, beim Vornamen genannt wird. Ich möchte aber nicht Menschen nur deswegen duzen, weil sie sich nonbinär definieren oder kein Pronomen gewählt haben. Was ist hier die Lösung?

Clemens Kremer, Hannover

Kolumne „Geraschel“

„Kann Spuren von subjektivem Urteil enthalten“,

wochentaz vom 18. 5. 24

Sehr geehrte Frau Akrap, selten (aber heute) drängt es mich, mein frohes Gefühl (eine Mischung aus Amüsiertsein und Getröstetsein) unbedingt auch dem/der Verantwortlichen mitzuteilen. Das trifft heute Sie. Ihr „Geraschel“ ist eine grandiose Kolumne schon deshalb, weil Sie einen absolut unverwechselbaren Tonfall pflegen („Recherche ist boomer“ ist einfach wunderbar). Oft kommt auch noch die Behandlung eines Sujets hinzu, das dadurch so „anspruchsvoll“ ist, dass es von Ambivalenz und Mehrspurigkeit geprägt ist. Eine Lektüre, die solche Uneindeutigkeit ausleuchtet, ohne beliebig zu sein, die sehr witzig auf den Sprach-Putz haut, ohne sich kalauernder Plattheiten zu bedienen, ist eine große Bereicherung und Wohltat. Wenn Sie wüssten, wie schön das ist, sich von so etwas in den Tag hinein überraschen zu lassen. Vielen Dank. ­P.S.: Und das „Erkennungsfoto“ mit dem Hut und der Sonnenbrille ist auch ein Knaller.

Ralf-Dietrich Schulz, Berlin

Leverkusen

„Die Stadt zum Verein“,

wochentaz vom 18. 4. 24

Den Artikel fand ich gut, auch weil er Bayer 04 und seine Tradition sachlicher dargestellt hat als hier in der örtlichen Zeitungspresse. Das bei den Bundesligafans Bayer 04 als Plastikclub, Werkself usw. verspottet wurde, ist allerdings falsch. Der Verein wurde von den Kölner Sportjournalisten systematisch so bezeichnet und seine Erfolge, u.a. 23 Mal unter den ersten 5 der Bundesliga, nie gewürdigt.

Karl-Heinz Esser-Lorenz, Leverkusen

Fußball

„Meister, Märchen und die Witzfiguren“,

wochentaz vom 18. 5. 24

Die zu Ende gegangene Saison des Männerfußballs hat zwei herausragende Ergebnisse, die kaum gegensätzlicher sein könnten, gebracht: den Durchmarsch der Werkself aus Leverkusen und den Niedergang des FC Bayern München. Letzterer begann mit der Entlassung des Trainers Nagelsmann. Und dies zu einem Zeitpunkt, als die Mannschaft in allen drei maßgeblichen Wettbewerben noch im Rennen lag und gerade in der Champions League beide Spiele gegen Paris Saint-Germain gewonnen hatte. In der Münchner Clubführung herrschte wohl das Empfinden: Wer’s gut hat, will’s noch besser haben. Zum Debakel haben Managementfehler geführt. Dem Münchner Verein haben manche gerne Arroganz vorgehalten, die bekanntlich nicht selten mit Dummheit einhergeht. Schade, dass die Mannschaft nicht die Klubführung entlassen kann. Mit der Trainersuche folgte auf die Tragödie das Satyrspiel. Wen wundert’s? Wer setzt sich schon gerne auf einen Feuerstuhl?

Manfred Briegel, Bonn