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Wenn ein Baumstamm einen Großeinsatz auslöst

Passau ist ein reizendes Städtchen, so sauber und aufgeräumt, dass E., die es hierher in den Südosten Bayerns verschlagen hat, vor Freude aus dem Häuschen gerät, wenn sie am Straßenrand eine „Zum Mitnehmen“-Kiste findet. Wütend macht sie, dass Polizei und Bundesgrenzschutz alle kontrollieren, die ihnen nicht weiß genug sind. Ihr Freund wundert sich, dass die Jura-Studierenden genau so aussehen wie vor 20 Jahren, akkurat in Hemd und Blazer.

Am Samstag vor Pfingsten sitzen wir abends an der Donau, in der etwas Großes, Dunkles angeschwommen kommt. Zum Glück nur ein Baumstamm. Minuten später ist hundert Meter weiter flussaufwärts der Teufel los. Zwei Boote der Wasserschutzpolizei rasen Richtung Inn-Mündung. Am Ufer warten Feuerwehr, Rettungswagen und Schaulustige. Mit der Polizei trifft die Presse ein, die sich die Lage erklären lässt. „Ein Stamm wurde für ein gekentertes Boot gehalten“, erzählt die Journalistin. Sie kichert. Wahrscheinlich habe jemand Sehnsucht nach Action gehabt. „In Passau passiert ja nix.“

Passau

53.900 Ein­­wohner*innen, 10.879 Studierende. Passau gilt als eine der ersten Städte nördlich der Alpen, in denen Bitterorangen („Pomeranzen“) in Orangerien gehalten wurden, um Duftwasser und ­kulinarische Essenzen herzustellen.

Dann verabschiedet sie sich. Sie muss noch etwas über die Pomeranzen schreiben, die die Gassen der Altstadt säumen. Eiken Bruhn