Landesregierung soll Agfa-Jobs retten

Lokalpolitiker wollen das traditionsreiche Foto-Unternehmen mit Landesunterstützung vor der Pleite bewahren. Dabei ist immer noch nicht geklärt, warum die Agfa-Foto GmbH aus Leverkusen Insolvenz ankündigen muss

KÖLN taz ■ Nach der Insolvenz von Agfa-Photo fordern Politiker, das Traditionsunternehmen finanziell zu unterstützen. Der Leverkusener SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Mende appelliert an die noch amtierende Landesregierung sowie an die NRW-Wahlsieger CDU und FDP, sich für die Rettung des Traditionsunternehmens einzusetzen.

In Leverkusen steht das Stammwerk von Agfa-Photo, dort arbeiten 870 Menschen. Seit Montag allerdings ruhen Teile der Produktion. Nach Bekanntwerden der Insolvenz haben einige Zulieferer ihre Materiallieferungen eingestellt, nun hat ein Viertel der Beschäftigten nach Angaben des dortigen Betriebsrates nichts mehr zu tun. „Entscheidend ist für die Agfa-Photo GmbH, dass die Produktion wieder aufgenommen wird“, befindet SPD-Lokalpolitiker Walter Mende. Vielleicht sei dies durch Zwischenkredite möglich. Wenn nötig, müsse das Land dafür bürgen.

Unklar ist noch immer, warum die Agfa-Photo GmbH überhaupt Insolvenz anmelden musste. Immerhin ist das Unternehmen erst Ende 2004 entstanden, als Agfa-Gevaert seine Fotostammsparte an eine Gruppe aus Finanzinvestoren und Managern verkauft hat. Noch im März soll die Firmenleitung gegenüber dem Aufsichtsrat die Lage als „solide“ bezeichnet haben.

Wie sich nunmehr herausstellt, ist der Verkauf offenbar längst nicht abgeschlossen: Laut Presseberichten soll es jüngst zum Streit zwischen Agfa-Gevaert und Hartmut Emans vom neuen Agfa-Photo-Mehrheitsgesellschafter, der Nanno-Beteiligunsholding, über den Kaufpreis gekommen sein. Emans soll ihn von 175,5 Millionen Euro auf 112 Millionen heruntergehandelt haben, später habe er gar nichts mehr bezahlen wollen. Daraufhin soll die ehemalige Muttergesellschaft Agfa-Gevaert Konten der Agfa-Photo gesperrt haben, auf die sie noch Zugriff hat. 25 Millionen Euro sollen nun in Belgien festhängen.

Sind die 1.800 Mitarbeiter der Agfa-Photo GmbH, deren Arbeitsplätze nun bedroht sind, also Opfer eines Kaufpreisstreits? Das wäre „auch in Zeiten des verschäften Kapitalismus“ ein „unglaublicher Vorgang“, wettert Walter Mende. Nicht ausschließen will der SPD-Politiker aber auch ein „abgekartetes Spiel“ zwischen Agfa-Gevaert und den neuen Investoren der Agfa-Photo GmbH mit dem Ziel, „die Arbeitnehmer zum Nulltarif in die Arbeitslosigkeit schicken zu können“. Auf jeden Fall aber müsse die Agfa-Gevaert „mit allen rechtlichen und politischen Mitteln“ gezwungen werden, die gesperrten Konten freizugeben.

Die künftig in NRW regierende CDU hält sich mit Rettungsplänen indes zurück. Der designierte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers kündigte an, nach der Regierungsbildung im Gespräch mit der Wirtschaft zu klären, welche Rahmenbedingungen notwendig sind, „damit solche Entwicklungen verhindert werden können“. „Es tut weh, wenn ein Traditionsbetrieb wie Agfa in eine so schwierige Lage gerät“, sagte er. Das SPD-Wirtschaftsministerium wollte sich nicht äußern. „Es gibt Gespräche mit Agfa-Photo“, bestätigte ein Sprecher lediglich. DIRK ECKERT