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: Ein Schal für Joyce und jede Menge Polizei

Das konnte ja nicht gut gehen. Am Nachmittag vor dem Europa-League-Finale gegen Atalanta Bergamo im Aviva-Stadion in Dublin hatten Bayer-Fans der Statue von James Joyce in der Innenstadt einen Bayer-Schal umgehängt und ihm die rot-weiße Meisterschaftsmütze aufgesetzt. Dabei war Joyce Rugby-Fan, für Fußball interessierte er sich indes kaum. In seinem Jahrhundertroman „Ulysses“ hat er den legendären Brüdern Dick und Bill Collopy, die Anfang des 20. Jahrhunderts in der irischen Rugby-Nationalmannschaft spielten, ein Denkmal gesetzt.

Dublin war am Mittwoch fest in der Hand der Fußballfans aus Leverkusen und Bergamo. Damit sie sich nicht ins Gehege kamen, hatten die Organisatoren die Pferderennbahn RDS als Treffpunkt für die Atalanta-Fans festgelegt, während sich die Leverkusener Anhänger vor dem Spiel im Shelbourne Park sammelten, dem Stadion für Windhundrennen.

Zur Sicherheit hatte die Polizei eins der größten Aufgebote in der Geschichte Irlands in Alarmbereitschaft versetzt. Es waren mehr Beamte im Einsatz als am St. Patrick’s Day, dem irischen Nationalfeiertag im März, wenn der nationale Alkoholspiegel steigt und es vielerorts zu Raufereien kommt. Am Mittwoch blieb es jedoch friedlich.

„Wir sind hier auf einer weltweiten Bühne“, sagte der Dubliner Oberbürgermeister, Daithí de Róiste, bei der Eröffnung der offiziellen Fan-Zone für die früher Angereisten im Dubliner Schloss, wo ihnen eine Unterhaltungsshow geboten wurde. Schließlich erhoffte sich auch die irische Tourismusindustrie einen Schub durch die internationale Aufmerksamkeit.

In der Innenstadt hatten die Stadtoberen eine drei Meter hohe Nachbildung des Pokals, um den es am Mittwoch ging, aufgestellt. Sie wurde immer wieder von Leverkusener Fans geküsst, aber das half ebenso wenig wie der Schal für Joyce. Neben dem Pokal wurde das „Portal“ wieder eingeschaltet, eine Echtzeitverbindung, über das Leute von der North Earl Street in Dublin mit Menschen auf der Fifth Avenue in New York über einen großen Videoschirm interagieren können. Es musste vorübergehend abgeschaltet werden, weil sich Dubliner Jugendliche danebenbenommen hatten. Die Fußballfans hingegen waren am Mittwoch gesittet. Ralf Sotscheck