KOMMENTAR: KAIJA KUTTER ÜBER DIE BILDUNGSVERSPRECHEN
: CDU hat sich in der Bildung bewegt

Erfrischend, wenn sich endlich mal ein Politiker traut, das Turbo-Abi in Frage zu stellen

Wahlaussagen lässt sich nur bedingt vertrauen. Sicher, es wäre kontraproduktiv für eine konservativ geführte Regierung, 92 frisch gegründete Gemeinschaftsschulen aus ideologischen Gründen abzuwickeln. Die Ehe mit der SPD hat die Nord-CDU bildungspolitisch bewegt. Zurück kann sie nun nicht mehr.

Aber die Gemeinschaftsschulen müssen nicht nur geduldet, sondern gehegt und gepflegt werden. Liegen sie in sozialen Brennpunkten, brauchen sie eher mehr statt weniger Ressourcen. Den Schulen Freiheit zu versprechen, klingt gut. Meint man aber damit die Freiheit für Lehrer, lernschwächere Kinder auszusondern, wird die Freiheit des einen zu einer Last für den anderen. Dass Kinder sehr gut in heterogenen Gruppen voneinander lernen, ist kein Dogma, sondern in vielen Ländern erfolgreich gelebte Praxis.

Und doch ist es erfrischend, wenn sich mit dem FDP-Politiker Ekkehard Klug endlich jemand traut, das Turbo-Abitur in Frage zu stellen. Auch dies ist zweischneidig. Ohne das Privileg des Abiturs nach 13 Jahren könnten den Gemeinschaftsschulen gerade jene Schüler fehlen, die für die Bildung einer Oberstufe nötig sind. Aus dem Zwei-Säulen-Modell Gymnasium und Gemeinschaftsschule würde ein Zwei-Klassen-System.

Wer das nicht will und auch keinen Turbo-Abi-Zwang für alle Gymnasien, muss neue Visionen entwickeln.