DuMont macht Ernst

REDAKTIONEN Zusammen-legung von „Berliner Zeitung“ und „FR“

Nun ist es raus: Die lange geplante „enge Kooperation“ von Berliner Zeitung und Frankfurter Rundschau nimmt Formen an. Ab dem Herbst kommt die Medienberichterstattung für beide Blätter aus Berlin, die Wissenschaft dafür aus Frankfurt. Redakteursstellen werden nicht gestrichen, sondern umgesetzt. Für freie Mitarbeiter sieht es dagegen schlecht aus. Und für die Meinungs- und Themenvielfalt ebenso.

Die beiden kleinen Ressorts bilden zudem nur den Anfang: dass die Politik langfristig überwiegend aus Berlin gemacht werden soll und Frankfurt seine Stärke als Banken- und Finanzplatz in Sachen Wirtschaftsberichterstattung ausspielen soll, macht in beiden Häusern die Runde. 2010 soll dann auch über Kopperationen und Übernahmen beim Feuilleton nachgedacht werden. Der Redaktionsausschuss der Berliner Zeitung, kampferprobt im Widerstand gegen die ehemaligen Besitzer des Titels, will nicht klein beigeben: Er pocht auf das Redaktionsstatut des Blatts, das die Berliner Zeitung in Paragraf 1 ausdrücklich als „Autorenzeitung mit Vollredaktion“ bezeichnet, die „eigene überregionale und regionale Ressorts hat“.

DuMont-Vorstand Konstantin Neven DuMont verteidigte anm Wochenende die Schaffung solcher Redaktionspools: Derzeit machten viele JournalistInnen der fünf DuMont-Titel, neben Berliner Zeitung und FR noch der Kölner Stadtanzeiger und die Mitteldeutsche Zeitung sowie mehrheitlich die Kölnische Rundschau zu oft „dasselbe“, sagte DuMont bei einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn. Erst durch die redaktionsübergreifende Kooperation ließen sich auch wieder Kapazitäten für große und investigative Recherchen freiräumen. Die thematische Vielfalt sah der Verleger daher ebenfalls nicht gefährdet: „Ich glaube nicht, dass da viel verloren geht“, so DuMont – rein profitorientiert, wie Kritiker mäkelten, sei der Schritt daher keinesfalls. STG