Der mit dem Heiligenschein

Es war eine ereignisreiche Woche für Marius Ebbers, vollgepackt mit Highlights – und mit Tiefschlägen. Da war der Dienstag, seit dem der 34-jährige Stürmer zu Stutzen und kurzer Hose noch Heiligenschein trägt. Nachdem er ein Handspiel zugegeben hatte – und dem Schiedsrichter damit den schon gegebenen Siegtreffer für den FC St. Pauli quasi wieder ausgeredet –, wurde der Stürmer-Oldie zum bundesweiten Vorbild für Fairness im Sport.

Der Trainer der gegnerischen Mannschaft Union Berlin kürte ihn flugs zum Spieler der Saison, St. Pauli Sportchef Helmut Schulte brachte ihn augenzwinkernd als Kandidaten für den Friedensnobelpreis ins Gespräch und selbst der oberste europäische Fußballverbandschef Sepp Blatter, der vorher den Namen Ebbers vermutlich noch nie gehört hatte, twitterte Lobeshymnen auf den gebürtigen Essener.

Ebbers selbst konnte seinen Vorsatz, sich „dafür nicht feiern zu lassen“, nicht in die Tat umsetzen. Auch seine offenherzige Bekundung, er habe „lange überlegt“, was er sagen solle, schließlich habe sich „das Engelchen auf meiner Schulter“ aber durchgesetzt, konnte die gefühlte Heiligsprechung nicht mehr verhindern.

Wobei die Ebbers’sche Wahrheitsfindung auch im eigenen Team nur deshalb ungeteilten Applaus fand, weil der Siegtreffer gegen die Berliner in der Nachspielzeit dann doch noch dramaturgisch perfekt gelang. Und somit auch der Beweis, dass man fair und erfolgreich zugleich sein kann.

Doch wie flüchtig der Ruhm im Tagesgeschäft Fußball ist, zeigte die weitere Woche: Zuerst wurden die Details bekannt, an denen die Vertragsverlängerung mit dem Fußballoldie noch hakt – nur ein Jahr soll die Laufzeit betragen, und Ebbers nur, wenn er auch in Zukunft sehr regelmäßig spielt, noch anständiges Geld verdienen. Kein Traumangebot für einen Heiligen – unterschreiben wird Ebbers wohl trotzdem.

Am Freitag dann musste der Stürmer auch noch seinen Traum vermutlich endgültig begraben, noch einmal in der Bundesliga aufzulaufen: Gegen Zweitliga-Spitzenreiter Fürth präsentierte sich Ebbers ausgelaugt und müde und trug so seinen Teil dazu bei, dass sein Team mit 1:2 verlor, auf Platz fünf der Tabelle abrutschte und im Aufstiegsfinish fast schon geschlagen ist.

So kann sich Marius Ebbers allmählich einstellen auf seine letzte Saison im zweitklassigen Profigeschäft – und am Hamburger Millerntor, wo er seit 2008 kickt. Immerhin: Für den Fair-Play-Preis des deutschen Sports ist der große Blonde schon nominiert, gilt sogar als Favorit. Das wäre vielleicht doch ein angemessener Trostpreis für den vergeigten Aufstieg. MAC