RAG rasant
: Abschied vor Kohle

Mit der Steinkohle, mit den Ängsten der Bergleute ist in Nordrhein-Westfalen immer Wahlkampf gemacht worden. Auch die großspurigen Ankündigungen des Bergbaukonzerns RAG zum Ausbau der Bottroper Kokerei Prosper, ja sogar zum Bau einer völlig neuen Zeche bei Hamm waren offensichtliche Wahlkampfhilfen für die SPD, sonst nichts – schließlich haben sich die Sozialdemokraten als einzige für weitere Bergbausubventionen stark gemacht.

KOMMENTAR VONANDREAS WYPUTTA

Mehrheitsfähig sind die nicht mehr. Folgerichtig trennt sich RAG-Chef Werner Müller in rasantem Tempo von den einstigen Prestigeprojekten: Der Prosper-Ausbau ist tot, und an die neue Zeche glaubt wohl nicht einmal Müller selbst. Nach dem Sieg der kohlekritischen CDU denkt der Vorstandsvorsitzende sogar öffentlich über ein mögliches Ende der Steinkohle nach.

Für die RAG wäre das keine schlechte Lösung. Müller will die Bergbaurisiken seit langem loswerden, träumt von einem Börsengang des Konzerns. Der Schönheitsfehler: Bis in alle Ewigkeit müssten die Steuerzahler für alle Bergschäden haften. Doch auch die Privatisierung von Gewinnen, die Sozialisierung von Verlusten hat im Ruhrgebiet schon immer Tradition.