Wüppesahl-Prozess
: Ein Berg von Schulden

Selbst sein Rechtsanwalt spricht von einem „Schuldenberg“. Auf rund 110.000 Euro beliefen sich die Verbindlichkeiten von Thomas Wüppesahl, als dieser vorigen Oktober in Untersuchungshaft kam. Das berichtete gestern eine Kriminalbeamtin als Zeugin vor dem Oberlandesgericht. Dort ist der Polizist und frühere grüne Bundestagsabgeordnete angeklagt, einen Raubmord vorbereitet zu haben.

Für die Staatsanwaltschaft gilt Geldnot als Tatmotiv. Laut Anklage soll sich Wüppesahl vom Überfall auf einen Geldtransporter eine Beute in Höhe von 400.000 Euro erhofft haben. Er selbst wies das gestern indirekt zurück. Während einer Auseinandersetzung mit dem Vorsitzenden Richter sagte Wüppesahl, dessen „Aufgeregtheit kann ich nur der Tatsache zuschreiben, dass das Motiv an dieser Stelle wegbrechen wird“. Eine Aussage zu seinen Vermögensverhältnissen machte er jedoch nicht.

Sein Anwalt Peter Wulff betonte, dass von den 110.000 Euro zum Zeitpunkt der Verhaftung Wüppesahls nur ein Teil fällig gewesen sei. Allerdings hatte ein Kreditkarten-Institut im Oktober 2004 rund 18.000 Euro von Wüppesahl verlangt. Der hatte mehrfach um Aufschub gebeten und auf bevorstehende Zahlungseingänge verwiesen. Diese seien in Höhe von rund 21.000 Euro auch erfolgt.

Wüppesahl hatte in den vergangenen Jahren auf zwei seiner Konten sehr häufig hohe Beträge von bis zu 16.500 Euro eingezahlt, immer bei unterschiedlichen Banken. Oftmals hatte er Geld in bar von einem Konto aufs nächste transferiert. Eine schlüssige Erklärung dafür habe sie nicht, sagte die Zeugin. Denkbar sei in solchen Fällen, dass ein Schuldner durch Geldbewegungen Transaktionen auf seinem Konto vortäuschen wolle. EE