heute
: Stripclub-Sounds von der Giftmülldeponie der Basskultur

Diplo zusammen mit DJ Daniel Haaksmann: 3. Juni, 23.30 Uhr, Club 103, Falckensteinstraße

Man wundert sich, dass Diplo überhaupt noch Zeit für kleine Clubs hat. Im vergangenen Herbst brachte er zusammen mit der Londoner Rapperin M.I.A. „Piracy Funds Terrorism“ heraus, ein Mixtape, das es, obwohl es nie offiziell in die Läden kam, bis in die Jahresbestenliste der New Yorker Village Voice brachte. Seitdem ist er eigentlich fortwährend mit M.I.A. als ihr DJ auf Tour – spätestens seit deren sensationelles Album „Arular“ in den Läden steht, eine verantwortungsvolle Aufgabe.

Aber auch ohne M.I.A. ist Diplo einen Abend wert. Er lebt in Florida und ist einer der wenigen Independent-Hiphop-Produzenten, der sich in seiner Musik nicht am gediegenen Sound der Ost- oder Westküste orientiert, sondern da ansetzt, wo der Bass zu Hause ist: bei Miami Bass. Diesen seit zwanzig Jahren beständig rummsenden Stripclub-Sound kombiniert er mit musikalischem Strandgut aus anderen Weltgegenden: Baile Funk aus Rio de Janeiro, Crunk aus Atlanta, Grime aus London. Die Musik jener Basskultur, deren Frequenzen klingen, als würden sie aus vergessenen Giftmülldeponien hochblubbern. „Florida“ hieß Diplos Album von letztem Sommer, und wie ein Alligator fraß er sich für seine Tracks durch diese Einflüsse.