berliner szenen Ernst Busch im Krokodil

Seife für die SPD

Im Kino Krokodil trifft sich der Freundeskreis Ernst Busch zu „Vergeßt nie, wie es begann“, einem Film von 78 über den Sänger der Arbeiterklasse. Heute schwer vorstellbar, dass das ZDF so etwas produziert und gesendet hat. 1927 war Ernst Busch der Sprung aus Kiel nach Berlin gelungen, zu einer Zeit, als man als Schauspieler versuchte, wie ein Proletarier zu wirken, was ihm nicht schwer fiel. Wir sehen ihn am Kaffeetisch mit Darstellern von „Kuhle Wampe“, 45 Jahre danach.

Diese Oratorien über Inflation und Arbeitslosigkeit, mit schneidender Stimme vorgetragen, aber doch noch mit Resten von Schlagernäseln. Konzerte vor 2.000 Mann im Sportpalast, „Barrikadentauber“ wurde er im Scherz von den Arbeitern genannt. „Die kannten das Programm, die wollten natürlich mitsingen, ich brauchte gar nichts zu machen.“

Für Spanien musste der Text vom Einheitsfrontlied geändert werden. „Kommt heraus aus euren Löchern: Wenn sie das im Schützengraben singen, schmeißen die die Knarre hin und gehen.“

Wahlkampf in den Zwanzigern, schon damals war die SPD an allem schuld und verschenkte Seife: „Nimm dieses Stückchen Seife, auf dass es dich erfreu, und schenke deine Stimme der SPD-Partei.“ Immerhin war die Lage eindeutig in Zeiten von Oldschool-Ausbeutung. Im anschließenden Gespräch zeigt sich, was für eine verletzte, sensible Gruppierung ältere Ostdeutsche sind. Man hat ihnen etwas weggenommen und sie herabgesetzt, jetzt birgt jeder Satz vom Podium eine mögliche weitere Missachtung. Immer wieder wird der Moderator dafür abgestraft, noch so jung zu sein und eine Zukunft zu haben. PDS-Politiker dürften es auch nicht leicht haben.

JOCHEN SCHMIDT