Ströbele setzt auf sich selbst

Der grüne Bundestagsabgeordnete will es noch mal wissen. Mit einem Feuerwerk linker Forderungen tritt er wieder als Direktkandidat in Friedrichshain-Kreuzberg an. Ohne Absicherung auf der Landesliste

VON SABINE AM ORDE
UND LUKAS WALLRAFF

Der erste Grüne, der je ein Direktmandat für den Bundestag errungen hat – das ist Christian Ströbele bereits seit seinem Sieg in Kreuzberg-Friedrichshain-Prenzlauer Berg vor drei Jahren. Bei den Neuwahlen im Herbst will er dieses Kunststück wiederholen. Und das mit bald 66.

Ströbele wäre nicht Ströbele, wenn er sein persönliches Ziel, in den Bundestag zurückzukehren, nicht mit einem höheren politischen Anspruch verbinden würde – und mit einer angemessenen Inszenierung. Er wolle beweisen, sagte Ströbele gestern auf seiner Antrittspressekonferenz im Bundestag, dass eine „konsequente linke grüne Politik“, mehrheitsfähig sei, „und zwar in Ost und West“.

Seine Wiederwahl solle ein Signal sein an die ganze Republik. Er will sein Direktmandat behalten, um „meinen Einfluss geltend zu machen, auch auf Bundesebene“ – bei der künftigen Ausrichtung der Grünen. Denn diese müssten bei der anstehenden Neuverteilung des linken Spektrums „eine wesentliche Rolle spielen“. Am besten mit einem Feuerwerk linker Forderungen. Erstens: soziale Korrekturen von Hartz IV. Zweitens: eine linke Wirtschaftspolitik zur Schaffung von Arbeitsplätzen, mit einem Investitionsprogramm in zweistelliger Milliardenhöhe. Drittens: mehr soziale Gerechtigkeit durch Besteuerung von Vermögenden.

Mehrheitsfähig? Bei den Grünen wohl kaum. Aber in Kreuzberg-Friedrichshain vielleicht. Bereits vor drei Jahren hatte sich Ströbele mit ähnlichen Zielen gegen zwei durchaus aussichtsreiche KandidatInnen durchgesetzt. Den jungen linken SPD-Kreischef Andreas Matthae (SPD) und die ehemalige Bezirksbürgermeisterin Bärbel Grygier (PDS). Ströbele holte damals 31,5 Prozent der Erststimmen, Matthae 29,8, Grygier 20,9 Prozent.

Wen die PDS nun gegen Ströbele ins Rennen schicken will, dazu schweigt sich die Partei noch aus. In der SPD sind drei Kandidaten im Gespräch. Dort heißt es, das Rennen werde zwischen Kreischef Mark Rackles, der auch Sprecher der Berliner Linken ist, und Ahmet Iyidirli entschieden. Der Vorsitzende der SPD-Abteilung rund um das Schlesische Tor ist auch Bundeschef der türkischen Sozialdemokraten. Ein Migrant würde im Multikulti-Bezirk für eine ganz besondere Dynamik sorgen.