Goldfirma bezahlte Kriegsverbrecher

Im Kriegsgebiet Ituri in der Demokratischen Republik Kongo zahlte der zweitgrößte Goldminenkonzern der Welt Schutzgeld an eine der brutalsten Milizen, berichtet „Human Rights Watch“. Der Konzern gibt die Vorwürfe zu und verspricht: Nie wieder

VON DOMINIC JOHNSON

Die Kontroverse um Mineralienabbau im Kongo unter Kriegsbedingungen ist um eine Affäre reicher. Der südafrikanische Bergbaukonzern „AngloGold Ashanti“ hat zugegeben, einer Miliz im Kongo Geld dafür gezahlt zu haben, in einer umkämpften Goldmine arbeiten zu dürfen. AngloGold Ashanti, zweitgrößter Goldförderer der Welt und Teil des Bergbauriesen Anglo-American, bestätigte damit Vorwürfe der Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) in einem gestern veröffentlichten Bericht über die Goldwirtschaft im nordostkongolesischen Kriegsgebiet Ituri.

Die inkriminierten Vorfälle wurden bereits vor Monaten von Journalisten berichtet, aber erst jetzt im Detail nachrecherchiert. Sie ereigneten sich 2004/05 in Mongbwalu, Zentrum des informellen Bergbaus in Ituri. Die Goldgräberstadt Mongbwalu ist ein Stück Wilder Westen im kongolesischen Osten, Zentrum der einfachsten Methode des Goldsuchens: Löcher graben, das Wasser unten filtern und daraus Goldstaub gewinnen. Die rund 8.000 Quadratkilometer große Goldkonzession bei Mongbwalu fiel schon 1996 an das ghanaische Unternehmen Ashanti Goldfields, das 2003 von der südafrikanischen AngloGold übernommen wurde und danach Sondierungen zur Wiederaufnahme der industriellen Förderung im Kongo startete.

Mongbwalu stand damals unter Kontrolle der FNI (Nationalistische Integrationistische Kräfte), einer für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlichen Miliz des Lendu-Volkes in Ituri, deren Massaker ein Auslöser der französisch geführten EU-Militärintervention im Sommer 2003 waren. Mit Mongbwalus Gold kaufte die FNI Waffen.

Der HRW-Bericht „Der Fluch des Goldes“ führt im Detail aus, wie AngloGold Ashanti Kontakt zur FNI aufnahm und ihr zweimal Geld zahlte – insgesamt knapp 10.000 US-Dollar. Während FNI-Führer Floribert Njabu, wegen Kriegsverbrechen gesucht, von Mongbwalu aus Krieg führte, hielten Angestellte des Goldkonzerns in dem Städtchen mit der FNI-Führung engen Kontakt, so HRW. Beide Seiten hätten aus dieser Beziehung Vorteile gezogen.

AngloGold Ashanti sagt in Reaktion, man sei von der FNI „erpresst“ worden. Erpressung nachzugeben, widerspreche den Prinzipien der Firma. „Sollten wir in eine Situation geraten, wo unsere Mitarbeiter wieder unter Druck kommen, erpresserischen Forderungen nachzugeben, werden wir dies als Grund unseres Rückzugs von dem Explorationsprojekt betrachten“, stellt der Konzern klar. Vor wenigen Monaten bereits hatte die französische Zeitung Le Monde aus Mongbwalu berichtet, die Südafrikaner hätten sich nach ihrer ersten Zahlung an die FNI einer Nachforderung von 30.000 Dollar widersetzt.