Geld gegen Titel

ERMITTLUNGEN Hamburger Professoren stehen unter dem Verdacht, Doktortitel verkauft zu haben

Um von der Uni Hamburg einen Doktortitel zu bekommen, muss ein Anwärter:

■ Das Promotionsvorhaben bei der Fakultät anmelden und einen Betreuenden auswählen.

■ Dann folgen Treffen mit Prüfern und Professoren, dort werden Zwischenergebnisse besprochen.

■ Nach etwa vier Jahren gibt der Prüfling seine Arbeit ab, die wird vom Betreuer und einem unabhängigen Gutachter bewertet.

■ Es folgt die Disputation, bei der die Arbeit in einer öffentlichen Frage- und Antwortsitzung dargelegt wird.

Dass Wissenschaft immer mehr zur Ware verkommt klagen Gegner des Bologna-Prozesses nicht erst seit gestern. Rund 100 Professoren bundesweit machten ernst damit – und verkauften Doktortitel. Auch Professoren der Uni Hamburg stehen unter Verdacht, ungeeignete Kandidaten als Doktoranden angenommen und Schmiergelder von einem „Institut für Wissenschaftsberatung“ kassiert zu haben.

Universitätspräsidentin Gabriele Löschper sagt: „Die Staatsanwaltschaft Köln hat uns um Unterstützung gebeten.“ Außerdem habe sie Akteneinsicht gewährt, um schnelle Aufklärung sicherzustellen.

Albrecht Wagner, Vorsitzender des Hochschulrats, ist „verblüfft, dass sowas bei dem unabhängigen und teilweise öffentlichen Verfahren passieren kann“. Man müsse nun prüfen, was schief gelaufen sei. Und schief gelaufen ist einiges: Zwar soll es bei den meisten Verdächtigen um keine ordentlichen Professoren, sondern Aushilfsprofessoren oder Privatdozenten handeln. Dennoch stünden Wissenschaftler der unterschiedlichsten Fachrichtungen unter Verdacht, sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Günther Feld.

Edwin Kreuzer, Präsident der TU Harburg, kann sich trotzdem nicht vorstellen, dass an seiner Uni betrogen wird. „Wir haben ein sehr hohes Level an Sicherheitsmaßnahmen“, sagt er.

In Hamburg ist man schon länger mit der Qualitätssteigerung der Verfahren beschäftigt. „Wir haben komplexe Kontrollen, arbeiten aber noch an neuen Qualitätsstandards“, sagt Pressesprecherin Birgit Kruse. RWI