brief des tages
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Test für Einbürgerung

„Nicht das richtige Mittel gegen ­Antisemitismus“, taz vom 28. 3. 24

Entsetzt habe ich (Jüdin, die in Israel lebt) gelesen, dass in Zukunft bei der Einbürgerung eine besondere Abfrage erfolgen soll zu den in Deutschland lebenden Juden/Jüdinnen, indem diese dann auch noch mit dem Staat Israel assoziieren werden(!).

Damit wird eine unheilvolle Geschichte fortgeschrieben, dass nämlich Juden/Jüdinnen nicht wirklich Deutsche sein können. Außerdem wird so die Geschichte des deutschen Antisemitismus ganz nebenbei auf das vermeintlich Fremde abgeschoben, das ihn „wieder einschleppen“ könnte. Das Groteske an dieser Testform ist, dass extrem rechte Einbürgerungswillige, die dann vielleicht eine Partei wie die AfD wählen (eine Partei, die aufgrund der offen antiislamischen, antiarabischen, ultrarechten Politik Israels gerne ihre Unterstützung für Israel und für den Kampf gegen Antisemitismus bekundet) einen deutschen Pass ausgehändigt bekämen, wohingegen ich möglicherweise den Test als Jüdin und Israelin nicht bestehen könnte, weil mich der Sportverein Maccabi einfach so was von nicht interessiert.

Rivka Jaussi, Israel