Bruchbude ade

SCHIMMEL Nach Jahren eines unhaltbaren Provisoriums bekommt die Landesarchäologie eine angemessene Unterbringung. Die aber bedeutet eine zusätzliche Etat-Belastung

Das Kulturressort ist wegen Schwerin aufgeschreckt: Dort verrotteten die Einbäume

VON HENNING BLEYL

Die Dienststelle der Landesarchäologin Uta Halle wird mit Beginn des kommenden Jahres auf das ehemalige Kaffee HAG-Gelände am Holz- und Fabrikenhafen verlegt. Damit endet ein 26 Jahre währendes Provisorium in den Mobilbauten bei der Schule an der Ronzelenstraße, das schon lange wegen Schimmelbefalls, fehlenden Brandschutzes und mangelnder Einbruchssicherheit unhaltbar geworden waren. Zuletzt mussten sie aus statischen Gründen mit sofortiger Wirkung gesperrt werden. Seither genießen die Archäologen Asyl im Dachgeschoss der Kulturbehörde.

Der baldige Umzug der Dienstelle ins Hafengebiet wird vom Kulturressort als dringlich betrachtet – zumal die Schlagzeilen aus Mecklenburg-Vorpommern in unguter Erinnerung sind, wo kürzlich 7.000 Jahre alte Einbäume wegen unzureichenden Unterbringungsmöglichkeiten verrotteten, zuletzt stürzte sogar das Dach über ihnen ein.

Allerdings enthält die mittlerweile auch vom Haushalts- und Finanzausschuss abgenickte Umzugs-Beschlussvorlage des Kulturressorts einen Satz, der für die Dienststelle problematisch ist: „Die erhöhten Kosten gegenüber dem Haushaltsanschlag von 30.000 Euro werden aus dem Budget der Landesarchäologie erbracht.“

Da dieses Budget nur bei etwa 400.000 Euro jährlich liegt, von denen acht Stellen, Werkstätten und alle Ausstattungs- und Sachaufwendungen beglichen werden müssen, ist diese Auflage nicht aus der Portokasse zu bewältigen. In den ersten beiden Jahren hilft die Finanzsenatorin mit einer „Unterstützung aus allgemeinen Haushaltsmitteln“, anschließend ist eine „Berücksichtigung in den Eckwerten des Senators für Kultur vorgesehen“. Ob diese zu Gunsten der Archäologie umgeschichtet oder gar erhöht werden, ist nach Auskunft des Ressorts jedoch bislang nicht geklärt worden.

Der Vorgang erinnert an die zehnprozentige Kürzung der Programm-Mittel, die die Volkshochschule als Bedingung für ihren lang ersehnten Umzug an einen zentralen Standort akzeptieren musste. Landesarchäologin Uta Halle, die sich in ihrer erst kurzen Amtszeit bereits vergeblich um sechs optionale Immobilien bemüht hatte, ist trotzdem erleichtert angesichts der nun beschlossenen Regelung: „Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig sein könnte, eine Lösung für unsere akuten Raumprobleme zu finden.“

In der Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer prekären Unterbringung beschäftigten sich die Bremer Archäologen in den vergangenen Jahren mit mehr als 40 Objekten, zuletzt mit der ehemaligen Ü-Wagen-Garage am Sendesaal und der alten ELT-Werkstatt hinter der Staplerhalle in der Überseestadt. Stets scheiterten die Bemühungen an speziellen Erfordernissen wie einer zuverlässigen Raumklimatisierung oder den eingeschränkten Finanzierungsmöglichkeiten der kleinen Dienststelle. Im Fall des Güldenhauses beispielsweise – der früheren Neustädter Schnapsbrennerei – saß die „Beluga School of Live“ des Reeders Niels Stolberg am längeren Hebel.

In Hinsicht auf ihren belasteten Etat hofft Halle auf Entlastung durch die EU: Deren als „Konvention von Malta“ bekannter Beschluss – von Deutschland als letztem Mitgliedsstaat 2003 ratifiziert – führt in Bezug auf archäologische Ausgrabungen eine Verursacher-Haftung ein. Demnach würden Bauherren verpflichtet, durch ihre Projekte notwendig gewordene archäologische Erkundungs- und Sicherungsmaßnahmen mit zu finanzieren. In Gegensatz zu anderen Bundesländern hat Bremen noch kein entsprechendes Gesetz verabschiedet. Halle beziffert die ihrem Amt damit zukommende Entlastung auf etwa 70.000 Euro jährlich.