„Rassistische Vorfälle“

Sozialarbeiter berichten über Hartz-IV-Probleme

■ 48, Sozialwirtin, ist seit 1998 in der Wilhelmsburger Sozialberatung tätig, die vom Kirchenkreis Hamburg-Ost verwaltet wird.

taz: Frau Ewert, womit kämpfen die Hartz-IV-Empfänger, die Sie beraten?

Christel Ewert: Einerseits mit der Unverständlichkeit der Bescheide. Außerdem werden die Ansprüche Berufstätiger, die ergänzendes ALG 2 bekommen, oft falsch berechnet. Die Jobcenter berechnen das Einkommen zu hoch oder zu spät, sodass den Leuten ganz konkret Geld fehlt.

Wie erklären Sie sich das?

Es ist wohl ein strukturelles Problem. Die Leitung des Wilhelmsburger Jobcenters berichtet uns seit Jahren, dass Personal fehlt.

Verrechnen sich die Jobcenter oft zu Ungunsten der Kunden?

Ja. Die Leute, die in meine Beratung kommen, haben meist Anspruch auf Geld, das ihnen vorenthalten wurde. Und sie berichten von rassistischen Vorfällen. Eine afrikanische Klientin, der das Jobcenter über 3.000 Euro schuldete, wurde mit den Worten „Einen Bescheid brauchen wir nicht zu schicken, den liest die ja sowieso nicht“ abgefertigt.

Wie reagieren die Betroffenen?

Sie sind oft sehr niedergeschlagen. Deshalb hoffen wir, dass einige von ihnen zur heutigen Veranstaltung kommen. Denn die soll ja nicht nur eine Gegenöffentlichkeit schaffen. Sie soll auch die Betroffenen stärken und ihnen sagen: Du bist nicht allein. INTERVIEW: PS

Veranstaltung „Einspruch gegen Hartz IV“ mit Sozialarbeitern des Kirchenkreises Hamburg-Ost: 19 Uhr, Oberlandesgericht, Sievekingplatz 2