Intelligenz der Metropole
: Nebelkrähe

Die Krähen lassen die Nüsse von den Autos plattfahren

Unsere Berliner Nebelkrähen sind etwas ganz Besonderes. Letztes Jahr haben sie noch die Mülleimer im Mauerpark geplündert und sich von den Essensresten der Parkbesucher ernährt. Bei ihrer Nahrungssuche haben sie jedoch, indem sie alles aus den Mülleimern herauszerrten, eine gehörige Portion Dreck hinterlassen.

Die Pankower Stadtverwaltung hat gehandelt und die offenen durch verschließbare krähensichere Mülleimer ersetzt. Ihre Nahrungsquelle war versiegt, die Krähen mussten irgendetwas unternehmen. Seit ein paar Wochen sieht man sie an der benachbarten Max-Schmeling-Halle. Sie sammeln Haselnüsse, fliegen hoch in die Luft und lassen die Nüsse auf die zubetonierte Fläche vor der Halle krachen. Durch den wuchtigen Aufprall zerspringen die Nussschalen sofort oder bekommen einen Riss, der es den Krähen erlaubt, die Schalen mit ihren Schnäbeln aufzuknacken.

Einige andere Krähen habe ich dabei beobachtet, wie sie unweit des Mauerparks, auf der stark frequentierten Danziger Straße, das Gleiche tun. Im Gegensatz zu den Max-Schmeling-Hallen-Krähen, die manche Nüsse noch umständlich mit ihren Schnäbeln aufknacken müssen, ließen die Danziger-Straße-Krähen ihre Nüsse von den Autos plattfahren. Sobald der Verkehr durch eine Rotphase auf der Straße verebbte, konnten die Krähen den Nusskern vom Asphalt aufpicken.

Es wäre interessant herauszufinden, ob die Krähen in den anderen Metropolen der Welt, also ob die Pariser, Londoner oder New Yorker Nebelkrähen über ebenso ausgefallene Nussknacker-Methoden wie unsere Berliner Krähen verfügen. Wie dem auch sei, ich bin jedenfalls richtig stolz auf unsere Nebelkrähen, denn sie sind, glücklicherweise anders als viele ihrer menschlichen Zeitgenossen, wunderbar kreativ und intelligent!

ALEM GRABOVAC