OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Der Musikfilm-Marathon im Martin-Gropius-Bau widmet sich logischerweise dem Thema Filmmusik und hat einen in verschiedener Hinsicht interessanten Science-Fiction-Film ins Programm genommen: „Forbidden Planet“, 1955 von MGM-Hausregisseur Fred M. Wilcox inszeniert, handelt von einer Gruppe Astronauten, die zur Kontrolle auf einen einsamen Planeten reist, wo lediglich ein eigenbrötlerischer Wissenschaftler (Walter Pidgeon) mit seiner Tochter und einem dienstbaren Roboter haust. Besuch bekommt der gute Mann allerdings gar nicht gern, denn er hat mittlerweile die allem Menschenwerk haushoch überlegene Technologie einer ausgestorbenen Zivilisation entdeckt und hält die übrigen Menschen für unwürdig, über die Alien-Technik zu verfügen. Zur geheimnisvollen Technik der Außerirdischen gehört auch eine – laut Auskunft im Film zweitausend Jahrhunderte alte – Elektronikmusik, die für die Verhältnisse der 1950er Jahre wirklich avantgardistisch, extrem spacy und ziemlich unheimlich gewirkt haben muss. Überhaupt ist der Film keine Trashnummer, sondern ein intellektuell durchaus ansprechendes Werk mit Anklängen an Shakespeares „Der Sturm“, guten Effekten und geschmackvollem Design. (OF, 23. 4., Kino im Martin-Gropius-Bau)

Eine junge Frau (Joan Fontaine) zerbricht eine kleine Statuette und verbirgt die Teile heimlich in einer Schublade. Dabei vergisst sie ganz, dass sie die Schlossherrin ist, die sich gar nicht rechtfertigen muss. Doch auf Manderlay scheint noch immer die – nicht von ungefähr titelgebende – glamouröse Rebecca, die verstorbene erste Frau ihres Mannes, das Regiment zu führen. Einmal lässt Regisseur Alfred Hitchcock die Tote sogar auferstehen: Während die Haushälterin begeistert von den Toiletten-Ritualen Rebeccas erzählt, schwenkt die Kamera mit den „Bewegungen“ des unsichtbaren Phantoms mit. Die Daphne-du-Maurier-Verfilmung „Rebecca“ gehört zu den atmosphärischsten Filmen Hitchcocks: Neben der furchtbaren Dienerin, die versucht, sie in den Selbstmord zu treiben, sind es vor allem die bedrückenden Räume des Herrenhauses, die der jungen Ehefrau aufs Gemüt schlagen und ihre Willenskraft lähmen. Von David O. Selznick aufwendig produziert, gewann „Rebecca“ den Oscar als bester Film des Jahres 1940. (OF, 20./24. 4., Arsenal)

Es gehört nun einmal dazu: Im Bergfilm wird gejodelt. Und zwar auch dann, wenn der Berg auf Grönland steht und der Jodelnde auf einer Eisscholle in der Arktis. 1933 begab sich Bergfilmpionier Dr. Arnold Fanck eben dorthin und drehte mit seinem Stammpersonal, u. a. den Kameraleuten Hans Schneeberger und Richard Angst sowie den Darstellern Sepp Rist und Leni Riefenstahl, das Drama „SOS Eisberg“: Eine verschollene Expedition muss gerettet werden, Eisbären und ein dem Wahnsinn verfallener Expeditionsteilnehmer erschweren dies. Wichtiger als die Handlung sind jedoch allemal die spektakulären, dramatisierten Landschaften der Eiswelten Grönlands mit ihren kalbenden Gletschern und Eisbergen. (25. 4., Arsenal) LARS PENNING