NEU IM KINO
: Diese Woche frisch

Haus der SündeEin einfühlsamer Film über ein Pariser Bordell an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Die Prostituierten verlassen die „maison close“, dieses hermetisch abgeschlossene Haus, so gut wie nie; so eingeschränkt ist ihre Freiheit, dass man sie für Leibeigene halten könnte. Tagsüber dösen sie in karg eingerichteten Kammern, essen gemeinsam oder spielen mit den Kindern der Bordellbetreiberin; abends und nachts agieren sie in einer opulenten Inszenierung, die den Freiern Ausschweifung und Extravaganz verheißt. Der Film stellt diese raffinierte sexuelle Kultur ausgiebig dar, macht dabei aber niemals vergessen, dass davon allein die Männer profitieren. So wie Regisseur Bertrand Bonello die Räume des Bordells inszeniert, schafft er ein Mittelding zwischen imaginärem und physisch-konkretem Raum. Das verweist darauf, dass, wo es um Sexualität geht, die Fantasien mächtig wirken. Die Filmbilder sind dementsprechend von Fantasien in Beschlag genommen, was aber nicht dazu führt, dass sich Bonello in erotischen Schwärmereien erginge. Eher gibt sich der Film dunklen Fantasien hin, Fantasien, die aus der Härte der Verhältnisse notwendig hervorgehen. Cinemaxx Potsdamer Platz, Kant, Titania