kurzkritik Blaumeiers Carmen

An den Wahrsagerinnen kommt man nicht vorbei. Sie sitzen in dem schmalen Gang vor der Bühne und halten ihre Kristallkugeln bereit. Auf der Bühne rupfen Frauen in bunten Röcken mitleidslos Hühner und dann gibt eine Trompete das Signal: Carmen beginnt. Unheilvoll. Carmen zieht beim Spiel die Todeskarte, hält sie in die Höhe und ruft: „Liebe bis in den Tod“. Aber dann schlägt die Stimmung plötzlich um, die Putzkolonne erscheint auf der Bühne, die Frauen schäkern mit dem einen Mann unter ihnen und dem Orchester, das solidarisch beginnt, an den Instrumenten zu wienern. Die „Carmen“ des Blaumeier-Ateliers, das ist schnell klar, will beides: Die schicksalhafte Unausweichlichkeit des angekündigten Todes – und das Frivol-Heitere des Volkslebens, das das Paar umgibt. Und das gelingt. Melanie Socher gibt der Carmen genau jene Mischung aus Verführerin und Verführter, aus Distanz und Distanzlosigkeit, die ihren Weg in den Abgrund markiert. Und auf der anderen Seite Wolfgang Göttsch als Don José, der sich in seiner biederen Gutmütigkeit in ein Gefühlschaos verstrickt, das bald seine Kräfte übersteigt. Zugleich finden die Regisseurinnen Imke Burma und Barbara Weste großartige Volksfestszenen, mit einem Stierkampf, der auf einer Drehbühne mit Holz-Stieren stattfindet, die fast schon Kunst für sich sind, mit Boxkämpfen, in die das sehr gut aufgelegte Bremer Kaffeehaus-Orchester mit einsteigt. grä Karten gibt es noch für die Vorstellungen im Bürgerpark am 22./.23.6., 21 Uhr