die dritte meinung
: CCS ist technisch und logistisch aufwendig und energiehungrig, mahnt Andreas Sanders

Die Pläne der Bundesregierung, künftig CO2unter der Nordsee zu lagern, folgt dem Muster, Entscheidungen nicht nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zu treffen. Stattdessen zählt, womit das meiste Geld umgesetzt werden kann.

Carbon Capture and Storage (CCS) ist technisch aufwendig, logistisch anspruchsvoll, vor allem energiehungrig und damit teuer. Teuer heißt – politisch übersetzt – Wirtschaftswachstum. Die Entscheidung für CCS wird damit zur Subventionierungsentscheidung für die Fossilwirtschaft.

Um lebensfreundliche Lebensbedingungen wiederherzustellen, müssen zweifellos Treibhausgase aus der Atmosphäre entnommen werden. Grund dafür ist, dass die Transformationen zur Emissionsvermeidung in Strom- und Wärmeversorgung, Mobilität und Landwirtschaft so lange verschleppt wurden.

Robert Habeck irrt, wenn er sagt, CCS sei sicher. Das Experiment der CO2-Verpressung in die Erdkruste ist der nächste Großversuch mit dem Planeten Erde, der die einzige uns bekannte Lebensheimat ist. Wie naiv, zu glauben, dieser Eingriff in das System Erde sei problemlos machbar.

CCS ohne gleichzeitige Festschreibung des schnellsten maximal möglichen Ausstiegs aus der Nutzung von fossilen Energieträgern führt geradewegs noch tiefer in die Katastrophe. Schon als Habeck die Entscheidung für CCS vorgestellt hat, hieß es, dass die Emissionen von Gaskraftwerken ja auch auf diesem Weg gebunden werden könnten. Die Regierung hatte gerade erst beschlossen, den Gaskraftwerksbestand auszubauen. Die Vermeidung von Emissionen, der einzig sichere Weg, die Klimakatastrophe abzuschwächen, wird schon aufgeweicht, bevor CCS überhaupt einsatzbereit wird.

Andreas Sanders

ist Diplom-Geologe, Journalist, Fritz-Bauer-Preisträger 2023 und Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Scientists for Future e. V.

Die Regierung folgt einem unausgesprochenen Plan, die Nutzung fossiler Energieträger mit neuen Anwendungsfeldern fortzusetzen. Und damit erneut das Geld der Bür­ge­r*in­nen in die Kassen der Fossilwirtschaft zu spülen. Erweitert um den Preis steigender klima­bedingter Todeszahlen.