Abgase und Ausgaben reduzieren

Erdgasfahrzeuge sind nicht allein wegen der Feinstaubdebatte eine Alternative zum Diesel. Sie sind auch im Unterhalt günstiger – nicht zuletzt dank steuerlicher Vergünstigung. Auch Kfz-Versicherungen offerieren Rabatte

VON KLAUS LEONARD

Seit zu Beginn des Jahres die neuen Grenzwerte der EU für Emissionen in Kraft traten, werden sie in vielen Städten deutlich überschritten. Zur Lösung dieses Dilemmas wird über Restriktionen bis hin zu Fahrverboten debattiert. Als Alternative zu diesem Szenario rücken nun Erdgasfahrzeuge in den Vordergrund. Sie stoßen keine Rußpartikel aus. Dieser Umstand allein würde die Fahrzeuge jedoch nicht zu einer alltagstauglichen Option machen. Umwelt hin oder her: Autofahrer sind in der Regel nicht bereit, das „Pferd“ zu wechseln, wenn das Mehrkosten zur Folge hat. Erdgasautos müssen sich also nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch rechnen.

Ein erster Blick auf den Preis von Neuwagen, die mit Erdgasantrieb angeboten werden, bremst die Vorfreude zunächst. Bei der Anschaffung müssen Käufer etwas tiefer in die Tasche greifen als bei Benzinern oder Dieseln des gleichen Modells. Beispiel Opel Zafira: In der Erdgasversion kostet er 21.580 Euro, als Diesel 21.285 Euro und als Benziner 19.030 Euro. „Ein Mittelklassewagen mit Erdgasantrieb kostet im Schnitt an die 2.000 Euro mehr als dasselbe Modell mit Benzinmotor“, überschlägt Daniel Kluge, Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Dass trotz dieser Differenz zum Jahresbeginn 2005 über 27.000 Fahrzeuge mit Erdgasantrieb auf Deutschlands Straßen unterwegs waren, hängt damit zusammen, dass Erdgasfahrzeuge im Unterhalt günstiger sind als ihre Geschwister. Die Mehrkosten beim Kauf werden durch Kostenvorteile im Betrieb amortisiert. Um den Neukauf schmackhafter zu machen, locken zudem viele lokale Energieanbieter mit Rabatten oder Subventionen: Tankgutscheinen oder Zuschüssen bei Neukauf.

Das Sparen fängt so richtig aber erst beim Tanken an – aufgrund der Steuerbegünstigung bis Ende 2020: Entsprechend dem Mineralölsteuersatz werden bis dahin 13,90 Euro pro Megawattstunde erhoben. Umgerechnet auf den Heizwert, bedeutet dies eine steuerliche Vergünstigung von Erdgas gegenüber Superbenzin um rund 80 Prozent und gegenüber Diesel um rund 70 Prozent. An der Zapfsäule beträgt der Abgabepreis des in Gewicht berechneten Erdgases im Durchschnitt 0,70 Euro pro Kilogramm. Dies entspricht einem Benzinpreis von rund 0,47 Euro pro Liter oder einem Dieselpreis von 0,54 Euro pro Liter.

Laut „Trägerkreis Erdgasfahrzeuge“ spart ein Autofahrer mit einem Fahrzeug der Mittelklasse bei einem Durchschnittsverbrauch von 7 Litern Super und einer Fahrleistung von 20.000 Kilometern damit zurzeit rund 840 Euro pro Jahr. Der Haken bei diesem Sonderangebot vom Staat: Wenn Erdgasfahrzeuge in den kommenden Jahren tatsächlich boomen sollten, ginge dem öffentlichen Haushalt viel Geld verloren – und die Steuerbegünstigung würde wahrscheinlich nicht noch einmal verlängert.

Gespart werden kann auch anderswo noch: etwa bei Versicherungsprämien. Dort werden Rabatte um bis zu 15 Prozent angeboten. Unter anderem bietet der VCD seinen Mitgliedern eine vergünstigte Kfz-Versicherung an, die auch auf Erdgasfahrzeuge angewendet wird. „Unser Eco-Line-Tarif orientiert sich daran, wie sparsam ein Auto ist und wie wenig Emissionen es freisetzt“, erläutert Kluge. „Und Erdgasfahrzeuge fallen dabei in die günstigste Kategorie.“ Ähnliches gilt bei der Steuer. Der Halter eines Erdgas-Pkws zahlt den günstigen Kfz-Steuer-Satz für Ottomotoren. Dieser liegt um 56 Prozent niedriger als der für Dieselfahrzeuge.

Der Allgemeine Deutsche Automobil Club (ADAC) hat die Kosten verschiedener Modelle auf gefahrene Kilometer berechnet und die Erdgasfahrzeuge den Benzinern und Dieselfahrzeugen gegenübergestellt. Das Ergebnis: 9 der 13 Testkandidaten haben laut ADAC bereits bei einer Laufleistung von weniger als 10.000 Kilometern pro Jahr die niedrigsten Kilometerkosten. Die Mercedes E-Klasse und der Opel Zafira fahren die Mehrkosten beim Kauf gegenüber dem Benziner bereits nach weniger als 6.000 Kilometern pro Jahr ein. Die drei Volvos sowie der Citroën Berlingo und der Peugeot Partner nach 7.000 Kilometern, der Ford Focus nach 8.000 Kilometern. Erhard Oehm, ADAC-Vizepräsident für Verkehr, zieht daraus das Fazit: „Als eine ausgereifte Kraftstoffalternative kann Erdgas schon heute umweltschonend und wirtschaftlich zum Antrieb von Kraftfahrzeugen eingesetzt werden. Erdgas könnte somit als ideale Brücke zum solaren Wasserstoff dienen und verdient darum unsere besondere Aufmerksamkeit.“ Die ökonomischen Argumente wirken sich beim ADAC auch in der Praxis aus: 30 erdgasbetriebene Fahrzeuge haben mittlerweile über 2 Millionen Kilometer in der bundesweiten Flotte der ADAC Straßenwacht – den so genannten Gelben Engeln – zurückgelegt.

Aber nicht nur Anschaffung und Unterhalt spielen eine Rolle bei Kostenrechnungen. Auch ein Verkauf soll sich in vielen Fällen noch lohnen. Nach einer Untersuchung der ALD AutoLeasing GmbH erzielen Erdgasfahrzeuge einen ähnlich hohen Wiederverkaufswert wie vergleichbare Benziner. Auf der Homepage der Leasinggesellschaft sind die Restwerte identisch mit denen der vergleichbaren herkömmlich angetriebenen Modellvarianten.