Gysis Flirt wartet im Fränkischen

Die WASG sieht mit Gregor Gysis Kandidatur die Chancen für ein Linksbündnis steigen. Ihre Wahlkampfvorbereitungen beginnt die Linkspartei jedoch ohne die PDS

BERLIN taz ■ Mit Gregor Gysi an Bord, da ist sich Thomas Händel sicher, steigen die Chancen für die Gründung eines Linksbündnisses zur Bundestagswahl. „Es taut langsam in der PDS“, sagt der Bundesvorstand der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG). Denn der PDS-Spitzenkandidat zählt gemeinsam mit Parteichef Lothar Bisky zu den Befürwortern einer Kooperation der Linken in Deutschland. Bereits vor Wochen hatte Gysi die PDS für „im Westen politisch gescheitert“ erklärt. Und gestern? „Ich kandidiere für die PDS, besser noch für ein zu schaffendes Linksbündnis“, sprach Gysi in die Kameras. Thomas Händel freut das.

Noch gestern Abend wollte sich die Spitze der WASG mit der PDS-Führung treffen, um die Gespräche über ein Bündnis fortzusetzen. Nachdem die Vorstände am Montag in Berlin zusammengekommen waren, trifft man sich dieses Mal „irgendwo in Franken“ – der Heimat der WASG-Spitzen Thomas Händel und Klaus Ernst.

Mehr als symbolisches Entgegenkommen haben die knapp einwöchigen Verhandlungen zwischen PDS und WASG bislang allerdings nicht gebracht. „Parteirechtliche Komplikationen haben uns dazu gezwungen, zusätzlich zu unseren Hausjuristen noch externe Experten heranzuziehen“, sagt Händel. Denn das Modell einer Kandidatur auf einer offenen Liste der PDS wird von der WASG nicht nur politisch abgelehnt, es bleibt auch juristisch wackelig: Schlimmstenfalls könnte ein Linksbündnis wegen „Umgehung der Verbots von Listenverbindungen“ von der Wahl ausgeschlossen werden. Auch für das WASG-Modell für die Gründung einer neuen Partei haben die Juristen bislang noch keine rechtlich sichere Basis gefunden.

Weil die Zeit bis zur Bundestagswahl knapp wird, beginnt die WASG deshalb bereits mit den Vorbereitungen für einen eigenen Wahlkampf. In der fränkischen 16.500-Einwohner-Stadt Gunzenhausen kommt der Bundesvorstand aus diesem Grund am Wochenende zu einer Klausurtagung zusammen – und plant zweigleisig, mit und ohne PDS. „Wir müssen beide Varianten auf eine stabile Basis stellen“, sagt Bundesvorstand Klaus Ernst. Seine Präferenz ist allerdings deutlich: „Wir sollten uns nicht in die Tasche lügen, dass wir die fünf Prozent zur Bundestagswahl alleine so ganz einfach schaffen können. Mit der PDS wären wir auf der sicheren Seite.“ Dies sollten auch jene WASG-Landesverbände im Osten akzeptieren, für die eine Verbindung mit der PDS weiter ein Graus ist, sagt Ernst. „Wir haben einen Parteitagsbeschluss, der uns zur Zusammenarbeit aufruft. Der gilt.“

Glaubt man PDS-Chef Lothar Bisky, dann könnte die Entscheidung über eine Kooperation mit der WASG bereits in der kommenden Woche fallen. Ob sich dann das Modell Listenverbindung oder Parteineugründung durchsetzen wird, bleibt auch nach Gysis Werben für ein Bündnis eine der offenen Fragen. Ebenso ungeklärt bleibt das Verbleiben des früheren SPD-Parteivorsitzenden und Bild-Kolumnisten Oskar Lafontaine. Die WASG würde den Saarländer auch wenn sie solo antritt zum Spitzenkandidaten machen, erklärt Bundesvorstand Händel.

Wann sich Lafontaine selbst offen in die Verhandlungen von PDS und WASG einschalten wird, bleibt bislang sein Geheimnis. „Wir wissen es nicht“, sagt Thomas Händel. Vielleicht kann dem WASG-Vorstand die Klausurtagung in Gunzenhausen Erleuchtung bringen – die Stadt hat in ihrer Geschichte immerhin schon einen Hellseher hervorgebracht. Der hieß Andreas Goldmayer und sagte im Jahr 1632 das exakte Todesdatum von Schwedens König Gustav II. voraus. Als Hinweis auf ein mögliches Ende der Linksbündnis-Pläne will die WASG das aber nicht verstanden wissen.KLAUS JANSEN