kurzkritik
: Lebendige Klischees

Die Ausstellung „Lebendige Vergangenheit“ bedient schon auf den ersten Blick gleich mehrere Stereotypen. In den Räumen der Bremer Krebsgesellschaft beheimatet, haftet ihr sofort das politisch korrekte Eine-Welt-Flair an. Gleichzeitig bedient Karin Uiberall-James mit ihren Fotos – sicherlich ungewollt – das Klischee des rückständigen Afrikaners, dem die Errungenschaften der „modernen“ Zivilisation ebenso fremd sind wie die Gleichberechtigung der Geschlechter.

Die großformatigen Fotos, aufgenommen in Ghana und Burkina Faso, sind das Ergebnis von zahlreichen Fotoreisen nach Afrika. Ihr Motiv bewusst in Szene setzend, gleichen sie eher als fotografischen Bildern, wollen die Kamera zum Pinsel umfunktionieren.

Die Ausstellung ist keine Dokumentation pauschaltouristischer Impressionen, sondern will eine Hommage sein an die Menschen und ihre traditionellen Lebensformen, die sich seit Jahrhunderten nicht geändert haben. Was bleibt, ist das unbestimmte Gefühl, kurz mal „da“ gewesen zu sein – und der gute Zweck: Menschen zur Krebsgesellschaft zu bewegen, die sonst nie ihren Weg dorthin finden würden. Jan Zier

Bis zum 26. August in der Krebsgesellschaft (Am Schwarzen Meer 101–105).