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Gleich zwei Meldungen zum Autor Lukas Bärfuss heute! Zunächst diesbezüglich ein Glückwunsch nach Mülheim. Der Schweizer Schriftsteller und Theatermacher ist bei den 30. dortigen Theatertagen nämlich zum „Dramatiker des Jahres“ gewählt worden. Mit drei von fünf Stimmen sprach sich die Jury nach kurzer öffentlicher Diskussion in der Mülheimer Stadthalle am frühen Sonntagmorgen für sein Stück „Der Bus (Das Zeug einer Heiligen)“ aus. Bärfuss konnte auch die Publikumsstimme für sich verbuchen. Das Preisgeld beträgt 15.000 Euro. Bärfuss, 1971 in Thun geboren, arbeitete nach seiner Schulzeit in verschiedenen Berufen, unter anderem als Buchhändler. Seit 1997 ist er freier Schriftsteller und Theatermacher. Mit Samuel Schwarz gründete er die Theatergruppe „400asa“. Bärfuss kommt aus der freien Theaterszene Zürichs. Er hat bereits über ein Dutzend Stücke veröffentlicht. Den größten Erfolg bisher errang er mit „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“.

Die zweite Bärfuss-Meldung erreicht uns aus Hamburg. Am Samstagabend eröffnete sein Sterbehilfe-Stück „Alices Reise in die Schweiz“ dort die 5. Autorentheatertage. Mit der Uraufführung des Theaters Basel, inszeniert von Stephan Müller, begannen sie, wie dpa formuliert, ziemlich ernsthaft, doch keinesfalls humorlos. Und weiter in der Meldung: Das Stück sorgte beim Publikum für Betroffenheit, Diskussion und Widerspruch. Den einen blieb das Thema zu thesenhaft: Sie vermissten die Entwicklung der Figuren. Die anderen lobten die unparteiliche Haltung des Autors, empfanden die lakonischen Szenen und die distanzierte Darstellung als Angebot, zu einem eigenem Urteil über die Problemstellung zu finden. Am Ende gab es jedoch einhelligen Beifall für das Ensemble. Wie schön!

Von hier aus nochmal zurück nach Mülheim. Das Auswahlgremium hatte aus etwa 150 in dieser Spielzeit uraufgeführten Stücken 8 erkoren und eingeladen. Rebekka Kricheldorf fand für ihre „Ballade vom Nadelbaumkiller“ ebenso wenig wie Theresia Walser für ihre Satire „Die Kriegsberichterstatterin“ einen Juror, der in der entscheidenden Schlussrunde für sie stimmte. Auch Roland Schimmelpfennig („Die Frau von früher“) und Anja Hilling („Mein junges idiotisches Herz“) konnte keinen Preisrichter für sich gewinnen. Ein Juror sprach sich für Dea Lohers soziale Anklage „Das Leben auf der Praça Roosevelt“ aus. Fritz Kater erhielt für seine Arbeitslosentrilogie „3 von 5 Millionen“ ebenfalls eine Stimme. Peter Handke hatte sich dem Wettbewerb entzogen. Er war mit seinem „Untertagblues“ eingeladen worden, nahm aber auf eigenen Wunsch nicht am Wettbewerb teil.