meinungsstark
:

Malerinnen

„Feministisch dekonstruiert“, wochentaz vom 13. – 19. 1. 24

Ich vermute, dass Frau Mullin so alt sein muss wie ich, Jahrgang 1949, um sich an die Serie zum Thema Malerinnen in der Brigitte zu erinnern, denn Ingo Arendt irrt: Die Brigitte hat sich die Mühe gemacht, in jeder Ausgabe eine Malerin und je eines ihrer Werke vorzustellen. Ich habe alle Bilder und Lebensläufe begeistert gesammelt und aufbewahrt, leider finde ich den Ordner so viele Jahre später nicht mehr. Die Serie aber hat meine Liebe zur Malerei geweckt – die einzigen Museen, in denen ich stundenlang verweilen kann, sind Kunsthallen, zum Beispiel die in München, Berlin und auch die Staatsgalerie in Stuttgart. Nur die Kataloge, die ich nach jedem neuen Besuch nach Hause mitbrachte, stehen unberührt im Regal. Den Fotos fehlt einfach die Wucht der Originale.

Ursel Grotz, Entringen

Diplomatie im Ukrainekrieg

„Kalte Forderungen“, wochentaz vom 6. – 12. 1. 24

Es wäre gut, wenn die Friedens- und Konfliktforschung sich auch endlich zu Wort meldete, um den reinen Militärstrategen im Ukrainekrieg etwas entgegenzusetzen. Es hieß immer von den Militärstrategen, die Ukraine muss in die Offensive gelangen, um überhaupt über Verhandlungen nachzudenken. Dies war mit dem Zurückdrängen an die jetzige verhärtete Frontlinie der Fall. Stattdessen wurde die Krimbrücke attackiert, dort ein Kriegsschiff zerstört und eine russische Grenzstadt angegriffen – was alles zu heftigen Reaktionen von russischer Seite geführt hat. Man kann doch festhalten, dass es Russland nicht gelungen ist, sich die gesamte Ukraine einzuverleiben. Dies muss auf jeden Fall auch so bleiben. Die Forderung nach einem Waffenstillstand ist kein Verrat, sondern eine Notwendigkeit nach so viel Zerstörung und Toten auf beiden Seiten. Nicht zu vergessen die katastrophalen globalen Auswirkungen. Es sollte nicht darauf gewartet werden, dass Selenski seine Tarnkleidung ablegt und Putin seinen Größenwahn zurückschraubt oder gar gestürzt wird.

Sollen wir es innenpolitisch allein den Populisten von ­Chrupalla bis Wagenknecht überlassen (die immer mehr Zulauf erhalten), das Ende des Kriegs zu fordern?

Wolf-Dieter Rösler, Hamburg

Unabhängige Berichterstattung

„Mehr Diplomatie wagen“, taz vom 30. 12. 23 – 5. 1. 24

Mit dem Beitrag von Hajo Funke und Michael von der Schulenburg hat die taz ein längst überfälliges Statement zum Krieg Russlands gegen die Ukraine veröffentlicht und damit einmal mehr den Wert unabhängiger Berichterstattung dargelegt.

Höchst bemerkenswert und überzeugend finde ich den Versuch einer objektiven Darstellung des Konflikts, den der Westen seit Langem nährte und aufzubauen half. Natürlich soll und kann dieser Umstand den russischen Angriff vor fast zwei Jahren nicht rechtfertigen, doch wird mit dem kleinen chronologischen Überblick über vorangegangene Aktivitäten sowohl von westlicher wie auch von russischer Seite das Bild vom „imperialistischen Aggressor“ einigermaßen geradegerückt. Dass diese Entwicklung früher oder später eskalieren würde, dafür brauchte es kaum seherische Fähigkeiten, und ebenso wenig wird der Ukraine ein beständiges Mehr an Waffen den Sieg bescheren. Fehlt eigentlich nur noch die meist sehr erhellende Frage: Wem nützt es? Jutta Krauß, Creuzburg