Schuld sind immer die Düsseldorfer

Die Kölner Grünen werfen der Landespartei einen verfehlten Wahlkampf und der Landtagsfraktion Ideenlosigkeit vor. Sie fordern eine deutliche Abgrenzung von der SPD

KÖLN taz ■ Kölns Grüne sind sauer auf ihren Landesvorstand. Zahlreiche führende Mitglieder äußerten sich verärgert über den Wahlkampf zur Landtagswahl und über den Führungsstil der grünen NRW-Spitze. Bei der gestrigen Mitgliederversammlung der Kölner Partei gab es zum Teil heftige Kritik.

Die Landtagsfraktion der Grünen habe nach der Wahl vor fünf Jahren keine grünen Projekte mehr in der Öffentlichkeit präsentiert, lautet ein wesentlicher Vorwurf. Bei den Kernthemen der Partei sei gepatzt worden – zum Beispiel bei den Themen Schule oder Städtebau. Allein mit Bärbel Höhn als beliebter grüner Landespolitikerin sei auch kein Blumentopf zu gewinnen gewesen. Die „Verhamsterung des Wahlkampfs“ habe viele an der Basis hilflos gemacht.

Das Wahlprogramm der NRW-Grünen sei mit 160 Seiten kaum wahlkampftauglich gewesen. Die öffentliche Kampagne habe die Themen Wirtschaft und Arbeit „sträflich vernachlässigt“. Das Motto „Alles andere ist 2. Wahl“ sei arrogant und inhaltsleer gewesen. Im übrigen habe die Fokussierung auf die Frage „Steinbrück oder Rüttgers“ dazu geführt, dass viele traditionelle Grünen-Wähler diesmal ihr Kreuzchen bei der SPD gemacht hätten. Das sei in den bisherigen Hochburgen der Grünen in Köln deutlich zu beobachten gewesen. Unmut gab es auch über zu spät ausgelieferte Plakate, und den Slogan „Schwarz-Gelb verhindern“ wollten die meisten ehrenamtlichen Kölner Plakatierer auch nicht kleben. Trotzdem habe Köln landesweit mit die besten Ergebnisse geholt. Deswegen sind die grünen Kölner sicher, dass sie für den Wahlkampf im Bund die richtigen Tipps parat haben. So fordern sie jetzt eine Zuspitzung auf wenige Themen, ein klares Wahlprogramm und eine deutliche Abgrenzung von der SPD. FRANK ÜBERALL