Hartes Sitzenbleiben

Gymnasiasten, die die 8. Klasse wiederholen müssen, sind wegen Abi-Verkürzung auf zwölf Jahre im Nachteil

Wegen der Verkürzung des Abiturs auf zwölf Jahre haben die heutigen 7. Klassen der Gymnasien mehr Unterricht als ihre Vorgänger. Die zweite Fremdsprache beginnt bereits ein Jahr früher, und auch in den übrigen Fächern haben Siebtklässler bereits Stoff von Klasse 8 durchgenommen. Eltern an den Gymnasien Helene Lange, Kaifu und Emilie-Wüstenfeld waren deshalb alarmiert, als bekannt wurde, dass rund 30 Achtklässler ein Schuljahr wiederholen müssen.

„Ein echtes Wiederholen des Stoffes ist unter diesen Bedingungen nicht möglich“, sagt Elternrätin Dorit Moenig, die bereits am 1. April mit anderen Elternvertretern einen Brief an Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (inzwischen CDU) schrieb. Die Eltern sehen hier eine „Ungleichbehandlung“ der Schüler, denen laut Schulgesetz ein Recht auf Wiederholen zusteht, bevor sie vom Gymnasium runter müssen. Deshalb fordern sie eine „Sonderfinanzierung von Fördermaßnahmen“.

Dinges-Dierig hatte zwar am 3. April bei einer Diskussion des Elternvereins gesagt, der Staat stehe „selbstverständlich in der Verantwortung, wenn er ein System umstellt“, eine Lösung könne sie aber „aus dem Stegreif“ nicht liefern. Doch eine Antwort auf den Elternbrief gab sie nicht.

„Ihr Schweigen erzeugt bei uns den Eindruck, dass Sie kein Ohr für Eltern haben, die sich für ihre Kinder engagieren“, schreiben die Eltern nun in einem öffentlichen Brief an die Senatorin und sprechen von einer „besonderen Eilbedürftigkeit“, da die Zeugniskonferenzen beginnen. Doch viel Hoffnung können sich die Eltern nicht machen. Antwortete doch der Senat bereits auf eine kleine Anfrage der SPD, es sei „Aufgabe der Fachlehrkräfte der aufnehmenden Klasse“, die Wiederholer zu integrieren.

„Das Problem der Wiederholer wurde bei der Abi-Verkürzung nicht bedacht“, hält GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch dagegen: „Man muss die Schüler so unterstützen, dass sie Anschluss bekommen.“ Der Elternkammer-Chef Holger Gisch schlägt vor, dass die Schüler in ihren alten Klassen bleiben. Kaija Kutter