Herzlichen Glückwunsch!

betr.: „Der ICE ist kein Vorortzug“, „Bahn geht in den Untergrund“, taz vom 1. 6. 05

Nach Aussage der Bahn geht es um 4 (vier) Minuten Zeitgewinn, die dadurch gewonnen werden, dass Reisende vorher wesentlich längere Zeiten bei der BVG oder der S-Bahn vertrödeln. Schon mal überlegt, warum in Hamburg viele Züge in Altona, Dammtor und Hauptbahnhof halten oder wie oft Züge in der Region Köln-Dortmund auf der Größe Berlins vergleichbaren Flächen halten oder warum die Bahn durch Halt in Montabaur Minuten verschwendet, die sie in Berlin angeblich nicht hat. Ganz abgesehen davon, dass es ziemlich unverschämt von Herrn Mehdorn ist, vorhandene Infrastruktur nicht nutzen zu wollen. Wozu eigentlich wurde die Stadtbahnlinie aufwändig saniert und der Lehrter Bahnhof oben vergrößert?

H. GEBHARDT, Keispelt, Luxemburg

Die Bahn zeichnet sich nun mal dadurch aus, dass diese anders als das Flugzeug relativ wohnortnah und gut erreichbar Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten anbietet, in Berlin aufgrund der Größe (räumlich wie von der Bevölkerungszahl her), eben mehr als in Düsseldorf oder München. Wenn nun Bahnhöfe wie Zoo und Ostbahnhof (auch Lichtenberg?) vom ICE-Verkehr fast komplett ausgeschlossen werden, ist die bisher gegebene gute Erreichbarkeit der Bahn dahin. Und das alles für vier Minuten Zeitersparnis? Oder wegen der angeblich so furchtbar schlechten Sicherheit auf den ständig „völlig“ überfüllten Bahnsteigen am Bahnhof Zoo. Diese Situation, wenn sie so dramatisch ist, ist doch dann mindestens seit 15 Jahren bekannt.

Und weshalb ist es nicht möglich, seitens der Verantwortlichen auf Landesebene zu sagen: Liebe Bahn, lieber Herr Mehdorn, so nicht. Die DB hat gefälligst auch mal ihrem ureigensten Auftrag nachzukommen, eine Verkehrsdienstleistung für Kunden zu erbringen. Und da Berlin nun mal nicht Bielefeld ist, hat die Bahn auch den Zoo und den Ostbahnhof mit ausreichenden Kapazitäten des Fernverkehrs anzusteuern. Und wenn ihr das nicht macht, droht euch ein deutlicher Verlust potenzieller Kunden. Ganz abgesehen davon, dass damit jahrelang verhandelte und gemeinsam beschlossene Verkehrskonzepte einfach so ad acta gelegt werden. Und wenn ihr unseren Wünschen und den Bedürfnissen des Landes Berlin und dessen Einwohner nicht nachkommt, sind wir eben nicht mehr kooperativ hinsichtlich der Frage, wie die Bahn ihre Ländereien in Berlin möglichst Gewinn bringend vermarkten kann. JÜRGEN RUMMEL

Eine Fernreise beginnt auch in Berlin vor der Haustür. Drei Generationen lang ist ein nicht unbeträchtlicher Teil unseres Volksvermögens in die Umsteigesysteme der Fernbahnhöfe Zoo, Friedrichstraße und Alexanderplatz investiert worden mit dem Ergebnis, dass 3 Millionen Berliner diese Bahnhöfe per S-, U- und Straßenbahn innerhalb von weniger als 30 Minuten erreichen konnten. Die Gemütlichkeit der guten alten Zeit (Sommerfahrplan 1939) sah dann so aus, dass die Züge nach Hannover in Friedrichstraße und Zoo hielten und von Zoo bis Hannover 1 h 58 min und von Zoo nach Breslau mit Halt in Friedrichstraße und Alexanderplatz 4 h 21 min brauchten. Mehdorn und seinen Getreuen scheint das nicht bekannt zu sein. Heute dauern diese Fahrten 1 h 45 min und 5 h 50 min. Mit Hauptbahnhof vermutlich 4 Minuten weniger. Herzlichen Glückwunsch!

REINHARD FUHRMANN