Feine runde Körner

Schwäbischer Sand für die arabische Wüste: Pfiffige Unternehmer aus dem Donau-Ries verkaufen weichen Sand, der Pferden und Kamelen gut tut, an arabische Scheichs

Schwäbischer Sand für arabische Scheichs – was auf den ersten Blick ausgesprochen merkwürdig klingt, ist eine erfolgversprechende Geschäftsidee aus dem Donau-Ries. In der bayerischen Kleinstadt Wemding bei Donauwörth haben einige einfallsreiche Geschäftsleute ein ganz spezielles Konzept für Reithallen und Reitbahnen entwickelt. Die pfiffigen Unternehmer bieten eine ganz besondere Sandmischung an, dazu haben sie ein ausgeklügeltes Befeuchtungssystem mit speziellen Kunststoff-Bodenmatten als Unterbau entwickelt. Dadurch werden die Gelenke von Pferden und Kamelen geschont. Nach einer Pferdemesse in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten zeigten gleich mehrere Scheichs Interesse an dem Konzept, und so kommt es, dass in Kürze Sand aus dem Donau-Ries in die Wüste Arabiens verschifft wird.

„Der Wüstensand ist kantig und staubig“, erklärt der Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Wemding, Franz Lachner, „unser Sand aber besteht aus feinen, runden Sandkörnern, was man unter dem Mikroskop ganz genau sehen kann.“ Dieser feinkörnige Ries-Sand wird nun mit Textilstreifen und Holzschnitzeln vermischt und gibt so eine elastische Reitbahnauflage. „Bei uns der Sand staubt nur, ist zu weich oder, wenn er ausgetrocknet ist, viel zu hart“, sagt der international tätige Kaufmann Joseph El Helou, der im Auftrag einiger Scheichs dieser Tage in Wemding war, um das körnige Geschäft anzukurbeln.

Die schwäbischen Tüftler wären keine schwäbischen Tüftler, würden sie sich allein auf den Sand verlassen. „Wir haben eine spezielle Unterkonstruktion entwickelt“, erläutert der deutsche Verbindungsmann und Vermittler des Geschäfts, Rudolf Schreff. Diese Unterkonstruktion sieht aus wie kleine, aneinander gereihte schwarze Blumentöpfe. Diese werden mit Kies gefüllt, darunter werden Bewässerungsrohre verlegt, obendrauf kommt der Rieser Sand.

Die arabischen Scheichs seien bei der ersten Vorführung begeistert gewesen, meint El Helou. Schließlich würde so mancher Scheich viele Millionen in seine edlen Pferde und die sündteuren Rennkamele investieren. Ein Rennkamel kostet schnell mal 750.000 Euro und mehr. Und wenn bei diesen Tieren die Gelenke geschont werden, dann ist das den reichen Arabern viel Geld wert.

Die jordanische Prinzessin Haya – eine leidenschaftliche Reiterin – hat sich nach den Worten von Rudolf Schreff bereits einen 15.000-Quadratmeter-Reitplatz mit der Rieser Sandmischung anlegen lassen. Kaum auszudenken, was auf die findigen Geschäftsleute aus Nordschwaben noch zukommt, wenn auf den kilometerlangen Kamelreitbahnen erst einmal der Wüstensand gegen deutschen Ries-Sand ausgetauscht wird. Umsatzzuwachs für bayerische Unternehmen und von Scheichs gesponserte Arbeitsplätze – durch Sandlieferungen aus dem Ries in die Wüste.

KLAUS WITTMANN