Jahresrückblick Literatur von: Ulrich Gutmair
Ulrich Gutmair
Redakteur im Ressort Kultur und für die Politikseiten der wochentaz
Roman des Jahres
Tijan Sila: „Radio Sarajevo“ (Hanser Berlin). Pubertät ist die Erkenntnis, dass Mama und Papa eine Macke haben. Was es heißt, präpubertär zu sein, wenn Krieg herrscht, beschreibt Tijan Sila sensibel und mit Humor. Ein großes Buch!
Politisches Buch
Stephanie Bart: „Erzählung zur Sache“ (Secession). Im Zentrum des quellensatten Romans über Gudrun Ensslin steht Stammheim. Bart zeigt, wie der Staat im Kampf gegen die RAF rechtsstaatliche Prinzipien in die Tonne trat.
Zum Verschenken
Yasmin Sibai: „Punked“ (FVA). Das späte Debüt von Yasmin Sibai ist dunkler Thriller über pädosexuelle Gewalt und detailreiches Sittengemälde der Punkszene der 1990er Jahre zugleich. Nicht zu hart und nicht zu weich.
Zum Angeben
Marie Arleth Skov: „Punk Art History“ (Intellect). Punk war auch Kunst. Die Prämissen der Punkästhetik sind noch heute gültig: Das Künstliche ist das Wahre, das Kaputte ist das Heile. Deswegen ist Punk auch wieder da.
Auch schön
Salò: „Subjektiv betrachtet“ (Universal). Neue Neue Deutsche Welle? Neo-Punk! Salò verbindet zeitgenössischen Sound mit Melodien zum Mitsingen und wahrlich lyrischen Texten. Ein Superstar von morgen. Vinyl kaufen!