centro-urteil
: Friedensvertrag gescheitert

Das Münsteraner Gericht hat den kommunalen Egoismus abgesegnet: Nicht nur das Centro darf wachsen, wie es will. Keine Stadt wird sich in Zukunft darum scheren müssen, ob ihr Einkaufszentrum dem Umland schadet. Jede Stadt solle selbst gegen Verödung kämpfen, so die Richter.

KOMMENTAR VON ANNIKA JOERES

Das Urteil zerstört ein Friedensabkommen zwischen den Städten im Revier: Das Einzelhandelskonzept westliches Ruhrgebiet ist gestorben. Es sieht vor, bei größeren Bauvorhaben von mehr als 20.000 Quadratmetern Absprachen mit den Nachbarstädten treffen zu müssen. Nun haben die Richter Verstöße gegen das Konzept abgenickt. Es rächt sich nun, dass das Konzept nie gesetzgebende Kraft besaß. Jetzt setzt der psychologische Effekt ein, der Staaten milliardenschwer aufrüsten lässt: Jede Stadt will mindestens genau so große Shoppingcenter haben wie der Nachbar. Schließlich ist die Ressource Kunde knapp. Auch KundInnen werden den Städtekrieg bald spüren: Duisburg will sein Multi Casa und Forum, Dinslaken und Wesel haben weitere Einkaufszentren angekündigt. Die Opfer werden die kleinen Geschäfte sein. Der Sieger des Verkaufswettbewerbes steht schon fest: der Egomane Oberhausen.