Gericht: Centro darf wachsen

Nachbarstädte und Bezirksregierung unterliegen vor dem Oberverwaltungsgericht Münster. Die Stadt Oberhausen darf das Centro um 30.000 Quadratmeter erweitern

RUHR taz ■ Der Konkurrenzkampf um KundInnen im Ruhrgebiet ist neu entfacht. Das Oberverwaltungsgericht Münster erteilte Absprachen zwischen den Städten eine Absage. Nach seinem Urteil von Montagabend kann das größte Einkaufszentrum im Ruhrgebiet, das Oberhausener Centro von 70.000 auf 110.000 Quadratmeter vergrößert werden.

Die Bezirksregierung Düsseldorf und Oberhausens Nachbarstädte Dinslaken, Essen, Bottrop und Gelsenkirchen scheiterten in Münster mit ihrer Normenkontrollklage gegen die Ausbaupläne. Sie befürchten, KundInnen aus ihren Innenstädten ans Centro zu verlieren. Die Münsteraner Richter folgten ihren Bedenken nach neunstündiger Verhandlung jedoch nicht: Die so genannte „interkommunale Abstimmung“ schütze den Einzelhandel der Nachbarstädte nicht vor Konkurrenz. Den Städten sei es zuzumuten, gegen die befürchtete Verödung der Innenstädte entgegen zu wirken.

Schon jetzt ist das Centro neben dem Bochumer Ruhrpark das größte Einkaufszentrum im Ruhrgebiet. Als die überdachte Shopping-Mall nach amerikanischem Vorbild vor knapp einem Jahrzehnt gebaut wurde, verloren die umliegenden Städte ein Zehntel ihrer KundInnen. Damals versprach Oberhausen schriftlich, nicht über die 70.000 Quadratmeter hinaus zu gehen. Ein Versprechen, das nicht eingehalten wurde.

„Unsere kleinen Läden mussten dicht machen“, sagt Horst Dickhäuser, Sprecher der Stadt Dinslaken. Sie müsse jetzt selbst mit Einkaufszentren punkten und werde zwei große Plätze in der Innenstadt bebauen. Außerdem sollten die Händler besser um die Gunst der KundInnen werben. Trotzdem ist Dickhäuser pessimistisch: „Der kommunale Kannibalismus wird um sich greifen.“

Das befürchtet auch Bottrop. Die westliche Ruhrkommune verfügt mit insgesamt 42.000 Quadratmetern Verkaufsfläche gerade einmal über ein Viertel des Centro-Platzes. „Wir verlieren jedes Jahr zig Millionen Euro an Oberhausen“, sagt Bottrops Sprecher Ulrich Schulze. Auch Essen ist „wahnsinnig enttäuscht“, sagt Sprecher Detlev Feige. Er fände es allerdings dumm, wenn sich die Städte nun auf „ihre Höfe zurückziehen würden.“ Allerdings plant Essen schon weiter: Karstadt wird im Zentrum 70.000 Quadratmeter Ladenzeilen eröffnen. Feige sagt, die Städte sollten nun ihre Sortimente absprechen. „Wir müssen uns alle spezialisieren.“

Die Städte werden nun versuchen, das Urteil anzufechten. Eine Revision gegen die Entscheidung vor dem Bundesgerichtshof wurde zwar nicht zugelassen. Die Kläger erwägen nun aber eine Nichtzulassungsbeschwerde. ANNIKA JOERES