brief des tages
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Kissinger und Genscher

„Eiskalter Krieger“, taz vom 1. 12. 23

Liebe tazlerInnen, ein großes Danke für diesen Artikel! Er hebt sich wohltuend ab von der allgemeinen Lobhudelei über den „großen Staatsmann“ Henry Kissinger. Ich bin Deutscher und Argentinier, und es gibt zwei „große Staatsmänner“, trotz derer ich noch am Leben bin. Das sind Hans-Dietrich Genscher und eben Henry Kissinger.

Während Henry Kissinger entscheidend dafür sorgte, dass solche Diktaturen wie die in Chile und Argentinien möglich wurden, war es Hans-Dietrich Genscher vorbehalten, deutsche Staatsbürger foltern und verrecken zu lassen, bloß weil sie die argentinische Militärjunta zu Kommunisten erklärt hatte. Genscher unterstützte die argentinische Junta beim Morden, indem er über jeden einzelnen deutschen Argentinienreisenden für die lieben Kollegen die Dossiers des Verfassungsschutzes öffnete. Mir ist es einfach unbegreiflich, wie man solche Politiker auch noch loben kann. „Amerika“ (gemeint war die US-Regierung) war damals nur unser „Freund“, es kam keinerlei Kritik von Politik und Medien. Dank der taz weiß ich nun, wie Henry Kissinger seine persönlichen Ideale auch anderenorts ausgelebt hat.

Joachim Doehring, Wiesbaden