brief des tages
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Menschenrechte

„Die Schubladen klemmen“, taz vom 14. 11. 23

Wie stark hat in sehr kurzer Zeit ein Feindbild-Denken überhandgenommen, das jegliche Differenzierungen an den medialen Pranger stellt: Wieso kann man nicht sehr eindeutig den barbarischen Überfall der Terrororganisation Hamas verurteilen, aber gleichzeitig auch massive Kritik an der seit Jahren regierenden Netanjahu-Regierung üben – weil radikale Regierungsparteien eine Aufhebung der Gewaltenteilung und eine völkerrechtswidrige Siedlungspolitik im Westjordanland durchsetzen? Gegen diese Politik sind schließlich seit vielen Monaten hunderttausende Israelis auf die Straße gegangen, weil diese Regierung eine Zweistaatenlösung immer schwieriger machen will. Ich bin gegen den barbarischen Überfall der Hamas auf der Straße gewesen, stelle sicher nicht das Existenzrecht Israels infrage, verurteile aber scharf das Töten von tausenden Zivilisten im Gazastreifen – auch wenn ich dadurch als „Israelhasser“ pauschaliert werden sollte. Unsere Menschenrechte müssen überall und für alle gelten. Sonst sind sie wertlos. Zum Glück sehen das UN-General­sekretär Guterres und fast alle Staaten dieser Erde genauso. Kurt Lennartz, Aachen