Der Hochzeitsprofi von Pellworm

Seit 14 Jahren organisiert Wilfried Eberhardt beinahe jeden Tag mindestens eine Hochzeit im Leuchtturm von Pellworm. Manchmal sind es auch vier. 1.200 Menschen leben auf der 37 Quadratkilometer großen nordfriesischen Insel. „Und auf die paar Piepels kommen mit heute exakt 3.333 Hochzeiten 6.666 Brautleute, da hätte jeder Pellwormer fünfmal heiraten müssen“, sagt der 72-Jährige und lacht. „Ja, ich fummel gern ein bisschen mit Statistik rum.“

Aufgewachsen ist Eberhardt in Laboe, er wurde 1939 in Pommern geboren und kam erst durch die Flucht an die Ostseeküste. Aber er wollte immer an die Westküste, schon bevor er Theodor Storm für sich entdeckte, der ihn restlos von diesem Landstrich überzeugte. Als er vor 17 Jahren mit seiner Frau – seiner Jugendliebe, die er zwischendurch verlor und dann wiederfand, wie er sagt – auf die Insel kam, war ihm klar, dass er nicht nur im Reetdachhaus leben und den Rasen mähen wollte.

„Ein Paar aus dem hessischen Groß Gerau hat mich dann gefragt, ob sie nicht im Leuchtturm heiraten können“, sagt Eberhardt. Er kümmerte sich um alles und am 22. Mai 1998 fand dann die erste Trauung statt. Nun ist es also die 3.333, Eberhardt war bei jeder dabei und hat der klassischen standesamtlichen Trauung seine Kapitänszeremonie folgen lassen. Hat mit brummiger Stimme vom Eheschiff gesprochen, das auf große Fahrt geht, der gemeinsamen Reise durchs Leben, dem Kurshalten, wie das Wetter auch werden möge, und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel gewünscht.

Bis 1995 ist er zur See gefahren und er erinnert sich noch an den Tag im März 1955, an dem er am Hamburger Fischmarkt das erste Mal in ein Schiff einstieg. „Da wurden auf dem Fischmarkt noch Fische von Kuttern und lebende Hühner verkauft und es liefen überall Schafe und Ziegen herum“, sagt Eberhardt. Und damals seien die Liegezeiten der Schiffe noch so lang gewesen, dass man die Zeit bis zur Weiterfahrt richtig nutzen konnte. „Das ist ja heute alles anders, naja, wenn die alten Leute von früher erzählen.“  ILK