meinungsstark
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„Mit blindwütiger Bombardierung“

„Proteste vor Netanjahus Haustür. Bei den größten Demonstrationen in Israel seit dem Terrorangriff der Hamas und den Gegenschlägen in Gaza wird der Rücktritt des Ministerpräsidenten gefordert. Wie gefährlich das für die Regierung werden könnte – mitten im Krieg“, taz vom 6. 11. 23

So nachvollziehbar es sein mag, dass Israel auf das Hamas-Verbrechen vom 7. Oktober 23 mit Gewalt reagiert, es mindert nicht die ebenso gerechtfertigte Härte der Verurteilung Israels für die Bombardierung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen.

Es gibt keine Rechtfertigung für die Tötung von tausenden Zivilisten in Gaza, unter denen eine sehr hohe Anzahl an Kindern und Jugendlichen zu finden ist.

Mit der törichten Rache Israels verstärkt Netanjahu die Zustimmung für seinen Kurs seitens der fanatischen rechtsgerichteten Parteien und erst recht der über 700.000 bewaffneten illegalen Siedler auf der Westbank.

Hierzulande wird von dem Völkermord an der Zivilbevölkerung Gazas mit einem Aufflammen der Diskussion über den Antisemitismus abgelenkt. Der Antisemitismus, dieses widerwärtige Phänomen, muss ohne Einschränkung mit vollständiger Härte bekämpft werden. Nur: Das darf nicht davon ablenken, den Massenmord an der Zivilbevölkerung in Gaza zu verurteilen. Eine klare Verurteilung sucht man in Deutschland allerdings vergebens, auch seitens des Zentralrates der Juden in Deutschland ist nichts zu hören.

Rache war nie geeignet, Probleme zu lösen, Rache verstärkt die Probleme. Mit der blindwütigen Bombardierung und der Abriegelung Gazas „züchtet“ man die Attentäter von Morgen. Besser wäre es, vehement für die Zweistaatenlösung einzutreten. Elias Jammal, Berlin

Demonstrationsrecht in Deutschland

„Propalästinensische Demos am Wochenende: Freiheit der Andersdenkenden. Das Demonstrationsrecht ist ein Wert an sich. Auch Parolen, die die Mehrheit unerträglich findet, sind geschützt – gut so“, taz vom 6. 11. 23

Ich fasse es nicht, dass Parolen, die zum Mord an Juden aufrufen, die die Situation in Gaza mit dem Holocaust vergleichen, die mitten in Deutschland zum Kalifat aufrufen – unter Meinungsfreiheit laufen und unter das Demonstrationsrecht fallen sollen.

Spätestens im lauthals propagierten Kalifat oder unter einer rechten Regierung würde ein Demonstrationsrecht sofort abgeschafft. Andersdenkende trauen sich ja gar nicht mehr auf die Straße, das Minderheitenrecht kann von einer Minderheit, den Juden, gar nicht mehr wahrgenommen werden.

Eigene Meinung, ja. Eigene Fakten, nein! Das Demorecht muss geschützt und nicht von Antidemokraten bis zur Unkenntlichkeit verbogen werden.

Heike-Rebecca Nickl, Saarbrücken

„Waldorfschule fördert individuell“

„Das waldorfsche Demokratie­verständnis“, taz vom 6. 11. 23

Sehr geehrte Frau Lea, ich weiß natürlich, dass Ihr Artikel über Waldorfschulen Ihrer persönlichen Meinung entspricht. Dennoch meine ich, dass die Waldorfschulen zu Unrecht immer wieder negativ kritisiert werden.

Mein Sohn hat die Waldorfschule auf der Uhlandshöhe in Stuttgart besucht. Wir sind auch nicht gerade gut betucht, aber das Schulgeld war es uns wert! Unser Kind wurde individuell gefördert, so wie jedes Kind dort. Uns hat die Wandfarbe nicht gestört und auch nicht die Unterrichtsmethoden.

Welche Vorteile hat denn eine öffentliche Schule? Eine schönere Wandfarbe? Scheußliche Toiletten? Marode Gebäude? Mobbing? Unterrichtsausfall? Völlig überfüllte Klassen, in denen keine Rücksicht auf einzelne Kinder genommen werden kann, weil es schlichtweg nicht machbar ist?

Das alles hat unser Sohn nicht erfahren, aber dafür immer persönliche Wertschätzung und Anerkennung. Unser Sohn ist Deutscher, sein Papa ist Westafrikaner. Also ist er dunkelhäutig. An unserer Waldorfschule gab es keinen Rassismus. Inzwischen hat unser Sohn seinen Master in Musik abgelegt und arbeitet am Opernhaus in Luzern. Irene Schwenk, Oppenau