herzensort: Rein in Smålands waldige Tiefe
Neulich, als die Temperaturen sich gerade noch warm anfühlten, aber schon die Bäume und das Gestrüpp nass und schwer, wie aufgepumpt die Landschaft prägten, nahm sich diese Straße besonders einsam und weltverloren aus. Gamla Tingsrydsvägen, der alte Weg von und nach Tingsryd, die Schneise weg von der Ostsee in die waldige Tiefe Smålands: kein Weg hat sich so eingeschrieben in mein Gemüt.
Mein Traumpfad liegt zwischen dem Kratersee Mien und dem Städtchen Åsarum, ist gesäumt vom Mieån, einem trägen Flüsschen, das mal seiner holztransportierenden Bötchen wegen echte Bedeutung hatte. Jetzt stehen am anderen Ufer verfallene Häuschen, die nicht mal umsonst jemand haben will. Menschen? Selten. Autos? Ach was. Seit 20 Jahren wird die Straße nur zufällig noch genutzt, der echte Autoverkehr verläuft nun schnurgerade, bar aller sanfter Kurven zwei Kilometer entfernt.
Hier ist versunkene Fiebrigkeit zu Hause, die ersten Versuche, sich aus dem Mittelalter zu befreien, auch mit dieser Straße, die erst 1969 asphaltiert wurde. Es riecht etwas modrig. Biber rascheln leise durchs Wasser.Jan Feddersen
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