Die kleinen Spitzen der Spätzünderin

Vor dem heutigen EM-Spiel gegen Italien freut sich Conny Pohlers auf das Zusammenspiel mit Birgit Prinz

PRESTON taz ■ Die kleinen Spitzen zwischendurch kann sich Conny Pohlers dann doch nicht verkneifen. Schließlich ist gerade Europameisterschaft, und schließlich wurde die 26-jährige Frau fürs Offensive bei der vorangegangenen Ausgabe des Turniers, vor vier Jahren in Deutschland, ausgebootet. Sehr kurzfristig, von Tina Theune-Meyer. „Ich bin als Letzte aus dem Kader geflogen“, sagt die Stürmerin von Turbine Potsdam. „Die Bundestrainerin hat sich am Ende eben doch für eine Abwehrspielerin entschieden“, murmelt Pohlers. „Traurig“ sei sie damals gewesen. „Und das sage ich der Trainerin auch immer wieder mal.“ Zum Beispiel jetzt in England.

Diesmal musste die drahtige Angreiferin nicht im letzten Augenblick von Bord gehen. Stattdessen sitzt sie nun in Preston im Foyer des Teamhotels und streckt die Beine aus. In der Bundesliga ist der Name Conny Pohlers schon seit einigen Jahren ein Synonym für reichlich Tore, nur im DFB-Team kam sie bislang nie so richtig zum Zug. „Ich bin da schon spät reingerutscht“, sagt Conny Pohlers über ihre internationale Karriere und hebt die Schultern: „Jetzt ist meine Zeit gekommen.“

Dass sie beim spielerisch trüben EM-Start gegen Norwegen immerhin das einzige Tor schoss, hat ihre Position im Team naturgemäß weiter gestärkt. „Das Tor zählt, ganz einfach“, hielt die Bundestrainerin nach dem Sieg über die Skandinavierinnen sachlich fest, ehe sie ein paar freundliche Worte über die Schützin Pohlers verlor. „Ihr Treffer war sehr wertvoll, da hat sie ihre Qualitäten unter Beweis gestellt“, betonte Theune-Meyer.

„Wir müssen uns unbedingt steigern – ich auch, total“, erklärt Pohlers vor dem zweiten Gruppenspiel heute gegen Italien (18.15 Uhr/Eurosport). Mit welcher Grundhaltung das funktionieren soll, wissen die Spielerinnen inzwischen ebenfalls. „Wir müssen den Ball laufen lassen, dürfen nicht hektisch sein. Dann müssten wir“, glaubt Pohlers, „die Italienerinnen eigentlich gut bespielen können.“ Bespielen und besiegen: „Wir wollen die drei Punkte. Deshalb werden wir Pressing spielen, auf ein frühes Tor drängen.“

Und am Ende soll dann der nächste Titel für Conny Pohlers herausspringen. Uefa-Cup und DFB-Pokal hat sie mit Turbine Potsdam im Mai bereits gewonnen und findet daher: „Aller guten Dinge sind drei. Und die EM fehlt mir noch in meiner Sammlung.“ Auf dem Weg dorthin will sie heute in Preston unter anderem zum sinnvollen Kombinationsspiel mit Stürmerin Birgit Prinz ansetzen, die gegen Norwegen noch verletzt pausieren musste.

ANDREAS MORBACH