Dänen streben nach Berlin

FLENSBURG taz ■ Noch eine Partei hegt Ambitionen für den Bundestag: Der SSW, Vertretung der dänischen und friesischen Minderheit in Schleswig-Holstein, überlegt, bei der Wahl im Herbst anzutreten. „Es gibt eine realistische Chance“, sagte SSW-Sprecher Lars Bethge auf taz-Anfrage. Die Partei ist bei Bundestags- ebenso wie bei Landtagswahlen von der Fünf-Prozent-Klausel ausgenommen und bräuchte 50.000 bis 80.000 Stimmen. 52.000 erreichte sie bei den Landtagswahlen im Februar.

Fraglich ist aber, ob der SSW tatsächlich antritt. Bei einem „kleinen Parteitag“ am Dienstagabend war die „gefühlte Stimmung eher ablehnend“, meinte Bethge. Die Entscheidung soll am 21. Juni fallen.

Von 1949–53 saß ein SSW-Mann im Bundestag, seit 1961 ist die Regionalpartei nicht mehr angetreten. Auch jetzt lautet die Frage, ob es nicht sinnvoller sei, sich intensiv auf die Kommunalwahl 2008 vorzubereiten. „Es gibt auch das Argument, dass wir eine andere Partei werden würden, wenn wir in Berlin sitzen“, meinte Bethge. Befürworter sagen dagegen, den SSW-Wählern solle auf Bundesebene eine Alternative angeboten werden. Der SSW orientiert sich bei vielen Themen an skandinavischen Modellen. In Kiel lehnte er als einzige Partei die Hartz-IV-Reformen ab. ESTHER GEISSLINGER