LESERINNENBRIEFE
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Justitia hinkt

■ betr.: „Späte Genugtuung“, taz.nord vom 21. / 22. 4. 12

Wieder einmal wurde der Hamburger Polizei(führung) bescheinigt, dass ihr Umgang mit einer Demonstration rechtswidrig beziehungsweise das Gespür für Grund- und Bürgerrechte arg unterentwickelt war. Auch als Polizeipensionär freue ich mich, dass Justitia nach acht Jahren doch noch Recht gesprochen hat. Ob die ihr angedichtete Blindheit dabei geholfen hat, vermag ich nicht zu sagen, dass sie aber lahmt und hinkt, ist für Rechtssicherheit und Rechtsfrieden nicht gerade förderlich.  HOLGER GUNDLACH, Hamburg

Elan der Gründerjahre

■ betr.: „Ende der Bremer Doktorspiele“, taz.nord vom 26. 4. 12

Als ich am Rande einer Landesdelegiertenkonferenz die für Schulfragen im niedersächsischen Landtag verantwortliche Grünen-Abgeordnete Ina Korter auf die Doktorarbeit Holger Strohms mit der Bitte ansprach, die darin dargestellte „strukturelle Lehrergewalt“ an unseren Schulen im Landtag endlich zur Sprache zu bringen, gab sie mir zu verstehen, dass ihr die Problematik nicht unbekannt sei, das Thema aber zu heiß.

Holger Strohms literarisches, scharfsinnig vorausschauendes Talent, moralisch tief verankert in humanethischen Traditionen des christlichen Abendlandes, verbaten es ihm dagegen, eine wie auch immer geartete Rücksicht auf Pfründe oder politisches Kalkül zu nehmen. Wie sagte doch der ehemalige Bundestagsabgeordnete Herbert Wehner (SPD): Die Parlamente sind mal voller und mal leerer, aber immer voller Lehrer. War es dies, dass die Gazetten Zeit, Spiegel, FAZ sich des Allround-Mahners Strohms auch in diesem Skandal nicht annehmen wollten und kniffen? Dank der taz konnte dieser nicht unter den Teppich gekehrt werden. Ob das für Strohm positiv ausgefallene Gerichtsurteil dazu dient, in der Bremer Universität wieder den geistigen Elan früher Gründerjahre zu wecken, der Querulanten vom Schlage Strohms Aufmerksamkeit und Wirkungsmöglichkeiten gewährte, bleibt abzuwarten.  FRIEDRICH BODE, Jeddingen