LESERINNENBRIEFE
:

Partykanzlerin Merkel

■ betr.: „Die Logik von Affären“, taz vom 26. 8. 09

Merkel organisiert aus Anlass von Josef Ackermanns Geburtstag ein Abendessen im Kanzleramt, zu dem sich dieser seine 30 Gäste selbst aussuchen durfte. Ganz abgesehen davon, dass es mehr als befremdlich ist, wenn die Bundeskanzlerin ihre Rolle als Partyorganisatorin für den Chef der Deutschen Bank sieht, hat dabei eigentlich mal jemand nachgerechnet? Die Kosten dieses Essens lassen sich ja angeblich bis auf 2.100 Euro für externes Servicepersonal nicht mehr feststellen. 2.100 Euro bei 30 Gästen, das sind 70 Euro pro Gast.

Ein gutes Abendessen mag so viel kosten, aber dann sind Essen, Getränke, Service und Raumnutzung inklusive. Beim Essen im Kanzleramt sind Speisen und Trank sowie die Bereitstellung der Räumlichkeiten von den 2.100 Euro aber ausgenommen, denn dieser Betrag war lediglich für Personalkosten des externen Servicepersonals. Wie viele Servicekräfte hat man da denn aufgeboten? Das externe Servicepersonal muss jedenfalls wahrlich fürstlich entlohnt worden sein. Anstatt Partys für Ackermann zu schmeißen und dabei solch singuläre Großzügigkeit auf Kosten des Steuerzahlers walten zu lassen, sollte sich die Bundeskanzlerin lieber für eine gerechtere Verteilung des gesellschaftlichen Wohlstands einsetzen, ein gesetzlicher Mindestlohn könnte hierfür ein erster Schritt sein. Und wenn sich Merkel bei dessen Höhe an den Personalkosten des Abendessens orientiert, dann würde sie damit bestimmt sehr viele Menschen glücklich machen. DANIEL SEIDERER, London, Großbritannien

Ackermann bei Benedetto

■ betr.: „Die Logik von Affären“

Deutsche Bank-Chef Joe Ackermann ist anlässlich seines 60. Geburtstages auch zu einer Privataudienz bei Papst Benedetto XVI. im Vatikan. Es gibt Opferlamm mit Rotweinsauce. Benedetto: „Wie meistern Sie die Bankenkrise, Herr Ackermann?“ Joe: „Ich gründe für meine faulen Wertpapiere einfach eine ‚Bad Bank‘. Benedetto: „Jetzt habe ich es. Sie hat mir der Herr geschickt. Dann gründe ich einfach für den Holocaust-Leugner und Pius-Bischof Williamson eine ‚Bad Church‘ und mache ihn zu deren Bischofsvikar. ROLAND KLOSE, Fredeburg

Innerschulische Demokratie

■ betr.: „NRW plant Spichmich-Behörde“, taz vom 19. 8. 09

Schulministerin Sommer sollte lieber darauf hinweisen, dass es innerhalb der Institution Schule dank des Schulmitwirkungsgesetzes jede Menge Möglichkeiten gibt, genau in der jeweiligen Schule die Leistung der Lehrer/innen zu diskutieren (Schülervertretung, Vertrauenslehrer, Tutoren, Schülerzeitungen, Klassenpflegschaft usw.). Aber diese Art innerschulischer Demokratie hat Frau Sommer wohl nie selbst erfahren. Oder sie traut dem eigenen Instrumentarium nicht. BERND H. SCHOEPS, Bochum

Falsche Knöpfe gedrückt

■ betr.: „Kinderquatsch mit der Quatsche“, taz vom 22./23. 8. 09

Interessant dieser Artikel. Bitte erweitern Sie ihn um ein Nachwort zu der „Quatsche“ überhaupt. Seit mindestens zehn Jahren verwende ich ein Mobiltelefon, um mit meiner Familie ständig im Kontakt zu sein, denn ich habe eine 100-jährige Mutter im Pflegeheim. Ich bin technisch einwandfrei mit den ersten beiden Telefonen umgegangen, eben zu Verständigungsanrufen mit den erwachsenen Kindern und gelegentlichen SMS. Nachdem mein zweites („einfaches“) Handy den Geist aufgegeben hatte, gab mir mein Sohn ein noch unbenutztes aus einem abgeschlossenen Vertrag und es wurde im zuständigen Laden mit meinen Daten bestückt.

Niemand hat mich jedoch gewarnt, dass es auch Internetanschluss bietet. Leider habe ich nach einer 700-Euro-Rechnung feststellen müssen, dass ich „falsche“ Knöpfe gedrückt haben muss. Ich versuche nun dem entsprechenden Anbieter klarzumachen, dass ich zu Hause einen tadellos zu bedienenden PC mit Internetanschluss benutze und an so einen Schwachsinn wie Internet auf ein Minidisplay „herunterzuladen“ nicht im Traum gedacht hätte, denn es wäre für mich (ich bin 70) gar nicht lesbar gewesen. HANNE BRIGITTE BEST, Reutlingen

Krankes Machwerk Hartz IV

■ betr.: „Müller will sozialeres Hartz IV“, taz vom 17. 8. 09

War nicht auch der saarländische Ministerpräsident seinerzeit dafür, dass dieses unsoziale, unmenschliche Gesetz in Kraft trat? Vor allem seine Partei, die CDU, konnte Hartz IV nicht schlimm genug sein. Einige Politiker bemächtigten sich in dieser Zeit sogar der Sprüche der NSDAP. Jetzt merken auch die Politiker allmählich, wie krank dieses Machwerk Hartz IV tatsächlich ist. Vor allem die Folgen für das gesamte Einkommensgefüge sind verheerend. Es war politisch aber auch gewollt, dass die Einkommen auf breiter Linie sinken. Warum man bewusst die Binnennachfrage so extrem schwächt, wird leider nicht beantwortet. Allerding stellen auch nur wenige Journalisten die Frage. MARION MANNECK, Essen

Mitläufertum und Spießigkeit

■ betr.: „Die Dresscodes des Systems“, taz vom 25. 8. 09

Ich teile die Meinung von Herrn Noll. Eine mögliche Wiederholung des Mitläufertums, der Spießigkeit und Duckmäuserei in einem neuen autoritären Staatssozialismus als Antwort auf die größte Wirtschaftskrise (welches neue „System“ möchte Herr Lafontaine realisieren, wenn er sagt, die „Linke“ sei die einzige Partei, die das „System“ wirklich überwinden will?)? Pardon, hier kann ich nur schlicht sagen: Ohne mich! MARKUS ERICH-DELATTRE, Hamburg