Drei Thesen zum Bruch

Ganz Genaues weiß man immer noch nicht, aber es gibt Annäherungen:
Neues Gutachten stellt Hypothesen vor, wieso das Riesenaquarium Aquadom in Mitte geplatzt ist

Das Riesenaquarium Aquadom in Berlin ist mutmaßlich durch das Versagen einer Klebenaht sowie durch Fehler bei einer Sanierung des Wasserbeckens geplatzt. Ingenieur Christian Bonten zufolge gibt es drei Schadenshypothesen für das Unglück Ende 2022. Allerdings: „Wir haben keine eindeutigen Belege für die verschiedenen Schadenshypothesen“, sagte Bonten am Mittwoch bei der Vorstellung seines Gutachtens. Warum genau das 16 Meter hohe Aquarium vergangenen Dezember in einer Hotellobby in der Innenstadt schräg gegenüber vom Berliner Stadtschloss platzte, könne daher nicht endgültig geklärt werden.

Eine der Hypothesen sei das Versagen einer Klebenaht. Das sind die Stellen, an denen die einzelnen Teile des Aquariums während des Baus zusammengesetzt wurden. Ein weiterer möglicher Grund: Es könne sein, dass das Wasserbecken bei einer Sanierung zwischen 2019 und 2020 durch eine Kerbe im Sockel des Aquariums beschädigt worden sei. Dadurch hätten sich Risse bilden können.

Im Zuge der Sanierung wurde das Becken vollständig entleert und möglicherweise zu spät wieder mit Wasser befüllt – das ist die dritte Hypothese: „Die Wand wurde im Übermaß ausgetrocknet“, erklärte Bonten. Dadurch könnten Spannungen im Acrylglas entstanden sein, die Risse verursachen oder begünstigen können. „Aus meiner Sicht ist das nicht fachmännisch gemacht worden“, sagte der Ingenieur. Der Gebäudeeigentümer hatte das Gutachten in Auftrag gegeben.

Gemeinsam mit einem weiteren Ingenieur hatte der Kunststoffexperte die mehr als 700 Bruchstücke in einer Lagerhalle in Brandenburg akribisch untersucht. Eine absichtliche Beschädigung des Wasserbeckens wurde bereits im August ausgeschlossen. Die Versicherung komme für den Schaden auf, sagte der Sprecher des Gebäudeeigentümers, Fabian Hellbusch. Der Gebäudeschaden liege mindestens in einem hohen zweistelligen Millionenbereich.

Das 16 Meter hohe Aquarium Aquadom mit 1.500 Fischen, das in einer Hotellobby stand, war am 16. Dezember in den frühen Morgenstunden geplatzt. Daraufhin ergossen sich eine Million Liter Wasser aus dem zerstörten Acrylglas-Zylinder unter anderem in das Hotel und auf die Straße. Von den Fischen starben fast alle, zwei Menschen wurden leicht verletzt.

Für die Gebäudeeigentümer des Hotels, das in diesem Jahr noch nicht wiedereröffnen soll, steht fest: Einen Aquadom 2.0 wird es in der Immobilie nicht geben. Auch wenn das Aquarium ein Besuchermagnet war. Der Bau eines neuen Beckens sei zu teuer. (dpa)