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Frauenbasketball in den USABeste Unterhaltung in Las Vegas

Frauenbasketball boomt in den USA. Die WNBA-Finals zwischen New York Liberty und den Las Vegas Aces elektrisieren die Fans mehr denn je.

Führte ihr Team zur Final-Führung: A'ja Wilson von den Las Vegas Aces Foto: John Locher/ap

E s mangelt in Las Vegas nun wahrlich nicht an Möglichkeiten, sich gut zu unterhalten. Der Wettbewerb um die Publikumsgunst am Strip ist an jedem Abend der Woche zwischen Cirque de Soleil, David Copperfield und den Eishockeyspielen der Golden Knights überaus hart. Und so war allein schon die Tatsache, dass das erste Spiel der WNBA-Finals am vergangenen Sonntag bis auf den letzten Platz ausverkauft war, eine Adelung für den Frauenbasketball.

Wer das Glück hatte, ein Ticket für das Match der New York Liberty und der Las Vegas Aces im Mandalay Bay Hotel, wo schon Pavarotti aufgetreten ist, zu ergattern, der hatte nicht das Gefühl, bei einer Undercard – einem zweitrangingen Event – gelandet zu sein.

Dass die Gastgeberinnen die Partie mit 99:82 gewannen, beförderte vor Ort die gute Stimmung. Die WNBA-Finals in diesem Jahr fühlen sich an wie Prime Time.

Dazu gehörte das Promi-Aufkommen. Football-Superstar Tom Brady war angereist und saß nur wenige Plätze von seinem NBA-Kollegen Le­bron James entfernt. Das halbe Männerteam der Brooklyn Nets war quer durch Amerika geflogen, um ihre New Yorker Kolleginnen zu unterstützen. Und die Nationalhymne wurde von Popsängerin Ashanti geschmettert.

Liga feiert größten Zuwachs ihrer Geschichte

Vieles fühlt sich wie ein Durchbruch des Sports ins große Entertainment-Geschäft an. Die WNBA feierte in dieser Saison Rekordzuschauerzahlen und den größten Zuwachs in ihrer Geschichte.

Das All-Star-Game wurde an den Bildschirmen von 850.000 Menschen verfolgt, die spannende Halbfinalpaarung zwischen New York und Connecticut brachte es selbst an einem NFL-Sonntag auf 920.000 Zuschauer. Die Ertragslage der Liga ist so gut, dass man die Expansion um ein Team für die Saison 2025 angekündigt hat.

Im Lauf der mindestens noch zwei Spiele der Finalserie darf man davon ausgehen, dass die Zuschauerzahl erstmals die Millionenmarke durchbricht. Der Hype um die Serie übertrifft alles, was es bislang im Frauen-Basketball gegeben hat. Man spricht von einem epischen Showdown zweier „Superteams“, vergleichbar mit einem Finale zwischen den Fußballteams von Manchester City und Paris Saint Germain.

Sowohl der Besitzer von New York als auch die Besitzer von Las Vegas, zu denen seit Beginn des Jahres Tom Brady gehört, haben in den vergangenen Jahren massiv investiert. Joeseph Tsai, Besitzer der New York Liberty und Gründer des chinesischen Internet-Riesen Ali Baba, holte nach der vergangenen Saison die WNBA-Champions Natasha Howard und Sami Whitcomb nach New York. Der große Coup gelang ihm jedoch im Februar mit der Verpflichtung von Ausnahmespielerin Breanna Stewart.

Eine Rivalität wie Larry Bird und Magic Johnson

Somit wurden die Liberty zum einzigen veritablen Herausforderer des Titelverteidigers Las Vegas um die Spitzenspielerin A’ja Wilson. Die beiden Teams dominierten die Saison so sehr, dass die Fans mit Vorfreude dem großen Showdown entgegenfieberten.

Dem Marketing des Finales zuträglich ist es, dass A’ja Wilson und Breanna Stewart als Anführerinnen ihrer Teams seit nunmehr zehn Jahren die Liga dominieren. Vier der letzten sechs MVP-Auszeichnungen ging an eine von beiden, inklusive der diesjährigen für Stewart.

Fans und Kommentatoren schwärmen von einer großen Rivalität wie einst jener zwischen Larry Bird und Magic Johnson. Wie jener klassische Vergleich hat die Wilson/Stewart-Paarung die Zutaten schwarz/weiß und Ostküste/Westküste, beides Dinge, die Fans elektrisieren.

Das erste Spiel in Vegas hielt derweil dem Hype stand. Der klare Sieg der Aces kaschierte am Ende, dass das Spiel lange ausgeglichen war, mit einer herausragenden Leistung von Breanna Stewart. Aber ganz gleich, wer am Ende den Titel erkämpft: Der Frauenbasketball hat schon gewonnen.

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Sebastian Moll
USA Korrespondent
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