Union und FDP halten an Gorleben fest

ATOMMÜLL Während Wissenschaftler neue Zweifel an Gorleben äußern, kritisieren CDU und FDP Gabriels Absage an den Standort als Wahlkampf. AKW-Gegner fordern schnelleren Ausstieg als Konsequenz

BERLIN afp | Die Absage von Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) an ein Atomendlager in Gorleben hat einen Monat vor der Bundestagswahl eine kontroverse Debatte ausgelöst. Unionsfraktionsvize Katherina Reiche (CDU) forderte ebenso wie der niedersächsische Landesumweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) eine weitere Erkundung des Salzstocks. Gabriel gehe es „nicht um eine Lösung der Endlagerfrage, sondern nur darum, Wahlkampf zu führen“, erklärte Reiche. Ob Gorleben für die Endlagerung von Atommüll geeignet sei, lasse sich nur mit einer seriösen Erkundung feststellen. Diese blockiere der Bundesumweltminister jedoch.

Die Grünen kritisierten hingegen die Union. Ein Vergleich Gorlebens mit anderen Standorten werde „gerade von denen blockiert, die die Menge des Atommülls noch vermehren wollen“, erklärte Spitzenkandidat Jürgen Trittin mit Blick auf Forderungen aus Union und FDP nach längeren AKW-Laufzeiten.

Der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Dietmar Bartsch, sprach sich gegen Gorleben aus. „Spätestens seit dem Fiasko um die Asse ist klar: Salz ist als Wirtsgestein für Atommülllagerung ungeeignet“, sagte er. Auch mehrere Wissenschaftler bezeichneten den Salzstock Gorleben als ungeeignet für die Atommüll-Endlagerung. Der Jenaer Geowissenschaftler Gerhard Jentzsch sagte „Panorama“, die Abdichtung des Salzstocks etwa gegen das Eindringen von Wasser sei nach oben „nicht ausreichend“ und auch seitlich deutlich geringer als gemeinhin vorgegeben.

Die Initiative Ausgestrahlt forderte angesichts eines fehlenden Standorts für ein Endlager ein vorzeitiges Aus für Atomkraftwerke. „Nur ein stillgelegter Reaktor erzeugt keinen weiteren Atommüll.“ Dafür wollen Atomkraftgegner am 5. September in Berlin demonstrieren.

Einer von Gabriel am Donnerstag vorgelegten Studie zufolge befindet sich die Atomkraft seit Jahren global im Abwärtstrend. Eine sinkende Zahl von Reaktoren produziere einen immer geringeren Teil der weltweit genutzten Endenergie, erklärte das Umweltministerium. Fachpersonal, Geld und Industriekapazitäten reichten nicht aus, um den Niedergang aufzuhalten, „geschweige denn, die Zahl der Reaktoren zu vergrößern“.